10.07.2024

Die Hoffnungsträgerrakete

Die neue europäische Trägerrakete Ariane 6 hat erfolgreich ihren ersten Start absolviert.

Alexander Pawlak

Ein Bilderbuchstart mit einem Wackler am Schluss – das ist die Bilanz des ersten Starts einer Ariane 6, der neuen Trägerrakete der ESA, am 9. Juli vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guyana aus. Bei diesem Erstflug sollten kleinere Nutzlasten an Bord auf Umlaufbahnen abgesetzt werden. Darunter waren ein Wiedereintrittsdemonstrator, ein Deployer zum Aussetzen von Cubesats sowie drei Kleinsatelliten aus Deutschland. Wegen der vorzeitigen Abschaltung eines Hilfsantriebs gelang dies allerdings nur bei 15 der insgesamt 17 Nutzlasten.

Die Ariane 6, die vier Jahre später als geplant gestartet ist, soll den unabhängigen europäischen Zugang zum Weltraum für das nächste Jahrzehnt und darüber hinaus sichern – genauso leistungsfähig wie ihre Vorgängerin Ariane 5, aber wesentlich günstiger und flexibler.

Die Erleichterung und Freude über den erfolgreichen Jungfernflug war allen Verantwortlichen anzumerken, nicht zuletzt ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher. „Es kommt nicht oft vor, dass völlig neu entwickelte Trägerraketen gestartet werden, und ein Erfolg ist in so einem Fall bei weitem nicht garantiert. Deswegen kann ich heute mit Stolz erklären, dass ich Zeuge dieses historischen Moments sein durfte, in dem der erste Träger der neuen Ariane-Generation – wohlgemerkt erfolgreich – gestartet ist und somit Europa wieder einen Zugang zum Weltraum eröffnet“, gab er kurz nach dem Start zu Protokoll.

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Mit der neuen Trägerrakete sollen vor allem institutionelle Raumfahrtmissionen starten – insbesondere von der ESA, der Europäischen Union, nationalen Raumfahrtagenturen sowie der Europäischen Organisation für die Nutzung Meteorologischer Satelliten EUMETSAT.

Dreißig Flüge sind für Ariane 6 aktuell in Auftrag gegeben, darunter auch die ESA-Mission PLATO, die 2026 starten wird, um nach erdähnlichen extrasolaren Planeten in der Milchstraße zu suchen. Das DLR entwickelte für dieses Weltraumteleskop mehrere Kamerasensoren, gebaut wird es von der deutschen Raumfahrtindustrie. Ebenso sind Starts für die Megakonstellation Kuiper des US-Unternehmens Amazon geplant. Solche Satellitenkonstellationen sind allerdings in die Kritik geraten, da sie astronomische Beobachtungen gefährden, speziell große Durchmusterungen des Himmels.

Deutschland ist nach Frankreich zweitgrößter Beitragszahler des Ariane-6-Programms der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Ungefähr 21 Prozent der Ariane 6 wurden in Deutschland hergestellt: Oberstufen, Tanks und Triebwerke – deutsche Technologien spielen eine zentrale Rolle für den europäischen Zugang zum All. In drei deutschen Städten wird an der neuen europäischen Rakete mitgebaut: Bremen, Augsburg und Ottobrunn.

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Auftrieb für Europas Weltraumpläne

Die Deutsche Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn koordiniert die deutschen ESA-Beiträge. Das DLR ist zudem über verschiedene Triebwerkstests und insbesondere die Tests der neu entwickelten Oberstufe am DLR-Institut für Raumfahrtantriebe in Lampoldshausen maßgeblich an der Entwicklung der Ariane 6 beteiligt.

Mittlerweile gibt es allerdings teilweise wiederverwendbare Trägerraketen, wie sie der private Anbieter Space X entwickelt hat und seit 2016 erfolgreich einsetzt. Die „Einwegrakete“ Ariane 6 gilt daher bereits bei ihrem Jungfernflug als veraltet und ihre Starts sind mit geschätzt 90 Millionen Euro deutlich teurer.

Daher wird sich zeigen müssen, ob die Ariane 6 zum verlässlichen Arbeitspferd der europäischen Raumfahrt werden kann, wie es mit der Ariane 5 nach anfänglichen Fehlstarts gelungen war. Diese absolvierte von 1996 bis 2023 insgesamt 112 erfolgreiche Starts. Die Rakete brachte beispielsweise 2004 die Mission Rosetta auf den Weg zum Kometen Tschurjumow-Gerassimenko, im Mai 2009 die Weltraumteleskope Herschel und Planck ins All und am 20. Oktober 2018 die Raumsonde BepiColombo auf ihren Weg zum Merkur.

Ein besonderer Erfolg war am 25. Dezember 2021 der Start des James-Webb-Weltraumteleskops zum Lagrange-Punkt L2. Durch die akkurate Flugbahn der Ariane 5 ECA ließ sich genügend Treibstoff einsparen, um die Betriebsdauer des Teleskops auf zwanzig Jahre verdoppeln zu können, weil weniger Kurs-Korrekturen anfallen.

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