18.09.2024

Privater Rekord-Raumflug

SpaceX demonstrierte mit der Mission Polaris Dawn den ersten kommerziellen Weltraumausstieg.

Alexander Pawlak

Mit der Kommerzialisierung des Weltraums drängen nicht nur neue Länder, sondern auch privatwirtschaftliche Anbieter in den „New Space“ und kooperieren dabei oft mit den staatlichen Raumfahrtbehörden. SpaceX des Multimilliardärs Elon Musk kooperiert bereits seit Längerem mit der NASA.

Nun ist SpaceX mit der Mission Polaris Dawn ein weiterer rein kommerzieller Coup in der bemannten Raumfahrt gelungen. Nachdem am 16. September 2021 mit der Inspiration 4 erstmals ein bemannter Raumflug nur mit zivilen Astronauten stattfand, gelangen mit der zweiten Mission unter dem Kommando des amerikanischen Unternehmers Jared Isaacman der erste kommerzielle Weltraumausstieg und weitere Meilensteine.

Die fünftägige Mission startete am 10. September mit einer SpaceX Falcon 9-Rakete vom Kennedy Space Center der NASA in Florida ins All. Die Polaris-Dawn-Besatzung flog höher als jede Dragon-Mission zuvor und erreichte die höchste jemals geflogene Erdumlaufbahn in 1408,1 Kilometern Höhe – dreimal so weit wie die Internationale Raumstation. Dies war die größte Höhe, die eine bemannte Raumfahrtmission seit dem Apollo-Programm erreicht hat.

Vor Apollo hielten die NASA-Astronauten Richard Gordon und Pete Conrad mit Gemini 11 den Höhenrekord mit 1374 Kilometern. Durch mehrere Verschiebungen des Starttermins von Polaris Dawn gelang der neue Rekord fast 58 Jahre genau nach der Gemini 11-Mission, die vom 12. bis 15. September 1966 dauerte.

Anders als bei früheren Weltraumausstiegen besitzt die Dragon-Kapsel keine Luftschleuse, sondern alle Astronauten setzen sich nach Öffnung der Luke in ihren Raumanzügen den Weltraumbedingungen aus. Am 12. September streckten sich Kommandant Jared Isaacman und anschließend Missionsspezialistin Sarah Gillis bei einer Geschwindigkeit von rund 28.000 Kilometer pro Stunde in einer elliptischen Umlaufbahn von 190 bis 700 Kilometern über der Erde für einige Minuten aus der Luke heraus.

Isaacman und Gillis hielten sich während ihres gesamten Ausflugs an der Raumkapsel fest statt an einem Gurt nahezu frei im All zu schweben. Daher gelang ihnen zwar die Premiere des ersten kommerziellen Weltraumausstiegs, aber kein besonderer Rekord. Dazu zählt der Weltraumausstieg des NASA-Astronauten Al Worden, der Anfang August 1971 während des Rückflugs von Apollo 15 vom Mond als erster Mensch die Raumkapsel im tiefen Weltraum verließ, rund 320.000 Kilometer von der Erde entfernt.

Das Polaris-Dawn-Team führte 36 Experimente in Kooperation mit 31 Institutionen durch, vor allem, um die Auswirkungen von Raumflug und Weltraumstrahlung auf die menschliche Gesundheit zu untersuchen. Das war besonders im höchsten Punkt der Umlaufbahn interessant, bei dem die Mission Teile des Van-Allen-Strahlungsgürtels durchquerte.

Außerdem wurde die laserbasierte Satellitenkommunikation mittels optischer Verbindungen zwischen dem Dragon-Raumschiff und den Starlink-Satelliten von SpaceX erprobt – und das mit einer musikalischen Premiere: Astronautin Sarah Gillis spielte erstmals Geige im Weltraum. Sie übernahm den Geigenpart von „Rey‘s Theme“ des Komponisten John Williams und schickte die Aufnahme über Starlink zurück zur Erde. Bei ihrem Auftritt wurde sie von Orchesteraufnahmen begleitet, die mit jugendlichen Profimusiker:innen vorab aufgezeichnet worden waren.

Private Raumfahrt

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Nach fast fünf Tagen in der Erdumlaufbahn landete das Team von Polaris Dawn sicher auf der Erde. Das Dragon-Raumschiff wasserte am 15. September vor der Küste von Florida.

Die neuen, von SpaceX entwickelten Raumanzüge für Außenbordeinsätze (EVA), die bei Polar Dawn erfolgreich getestet wurden, sind Grundlage für Entwicklungen, die bei künftigen, wesentlich ehrgeizigeren Weltraummissionen zum Einsatz kommen sollen.

So kündigte Elon Musk kurz vor dem Start von Polaris Dawn an, die ersten Raumschiffe zum Mars zu senden, wenn sich in zwei Jahren besonders günstige Bedingungen dafür bieten. Diese sollen noch unbemannt Landungen auf dem Roten Planeten testen. Bei Erfolg sollen die ersten bemannten Missionen zum Mars in vier Jahren stattfinden.

Für Elon Musk, der in letzter Zeit vor allem durch irritierende politische Äußerungen auf sich aufmerksam gemacht hatte, ist dies alles Teil des Ziels, innerhalb von zwanzig Jahren eine sich selbst versorgende Stadt auf dem Mars zu errichten und so langfristig das Überleben der Menschheit im Sonnensystem zu sichern.

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