Max Planck
Dieter Hoffmann: Max Planck, Beck, München 2008, 128 S., broschiert, ISBN 9783406562426
Hoffmann, D.
Wie lassen sich die „Grundzüge von Max Plancks Leben und Werk in gebotener Kürze“ darstellen? Wie kann ein solches biografisches Werk ein breites Publikum erreichen, das über wenig physikalisches Grundwissen verfügt; und wie kann zugleich innerhalb der Physikergemeinschaft ein wenig „Aufklärung“ betrieben werden? Diese Fragen beantwortet der renommierte Wissenschaftshistoriker und Planck-Experte Dieter Hoffmann nun in einem kleinen Buch. Die knapp 120 Seiten sind flüssig geschrieben und kurzweilig zu lesen.
Wie bei Hoffmann zu erwarten, bietet das Buch eine solide und fundierte Darstellung: Sie beginnt mit einem Einblick in Plancks familiäre Herkunft, stellt in den folgenden drei Kapiteln seinen wissenschaftlichen Werdegang und seine wichtigsten Arbeiten dar, erläutert in weiteren zwei Kapiteln Plancks Rolle als Wissenschaftsmanager in Kaiserreich, Republik und im Nationalsozialismus und schließt mit einer wissenschaftshistorischen Betrachtung der Genese des Planck-Mythos.
Diese Planck-Biografie ist ohne Wenn und Aber empfehlenswert. Insgesamt hätte man dem Autor nur ein wenig mehr Mut gewünscht, durch kleine Maßnahmen und Abweichungen von gängigen Biografien dem Lesepublikum neue Zugangsmöglichkeiten zur Thematik zu eröffnen. Wenn es z. B. um die Geburt der Quantentheorie (Kap. 4) geht, beginnt Hoffmann vergleichsweise „physikalisch“ mit dem Schwarzen Strahler, doch im Anschluss stellt er interessante Hintergründe bezüglich der Experimente an der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt und technischen Fragen der Bestimmung der Lichtstärke dar; ferner verweist er auf die persönliche Motivation Plancks, mit der Verknüpfung von Thermodynamik und Elektrodynamik „diesem grandiosen Gebäude [der klassischen Physik] den Schlussstein einzufügen“ (S. 54). Dem physikalisch weniger vorgebildeten Lesepublikum hätten diese bei-den Dinge, so meine ich, den Einstieg in dieses Kapitel erleichtert.
Sicher gibt es genug Aspekte, die mehr Platz verdient hätten. Dazu gehören z. B. Plancks Arbeiten nach 1900, seine öffentlichen Vorträge oder das Zusammenwirken von persönlichen (wissenschafts-)politischen Überzeugungen und konkreten Maßnahmen, besonders für die Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Vieles muss einer umfassenden Biografie vorbehalten bleiben, an der Hoffmann bereits arbeitet.
Die beiden Kapitel zu Plancks Wirken als Wissenschaftsmanager und der gebotene Einblick in das Wissenschaftssystem des frühen 20. Jahrhunderts lassen hingegen nur wenige Wünsche offen. Das hohe Reflexionsniveau hier und in dem letzten Kapitel zum Mythos Planck sind beispielhaft: Hier wird deutlich, was professionelle Wissenschaftsgeschichte vermag, die den Bogen von der Physik bis hin zur Politik spannt, frei von Plattitüden und moralisch gefärbter Schwarz-Weiß-Malerei.
Sein Ziel einer gut lesbaren Einführung in die Grundzüge des Lebens und Wirkens von Max Planck hat Dieter Hoffmann zwei-felsohne erreicht. Wer sich kurz und profund informieren möchte, dem kann dieses Buch nur wärmstens empfohlen werden. Es belegt deutlich: Gute populäre Darstellungen bedürfen eines soliden Fundaments und sind ohne langjährige Forschung nicht möglich. Hoffmann setzt damit Qualitätsmaßstäbe für vergleichbare Publikationen und Reihen.
Dr. Christian Sichau, Deutsches Museum