Wolken: Wie große Tröpfchen kleinere erzeugen
Aktivierung von Aerosolen zur Bildung neuer Wolkenpartikel untersucht.
Wolken spielen eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung des lokalen Wetters und des globalen Klimas. Die Aktivierung – also das Anwachsen durch die Ansammlung von Wasser auf eine bestimmte Größe – von Wolkenaerosolen wie Mineralstaub, Rußpartikel, Schadstoffe, saure Moleküle und Ionen, beeinflusst den Lebenszyklus einer Wolke. Daher ist ein detailliertes Verständnis für eine zuverlässige Klimavorhersage und Wettervorhersage notwendig. Doch Wolkenforscher wissen bislang nicht, wie und warum die Anzahl der Eispartikel im Inneren der Wolken die Anzahl der Eiskeimteilchen, die aktiviert werden könnten, übersteigt. Was sind die Hauptquellen hinter dieser überschüssigen sekundären Entstehung von Partikeln?
Wissenschaftler des MPI für Dynamik und Selbstorganisation haben jetzt einen solchen sekundären Partikelproduktionsprozess innerhalb von Wolken numerisch untersucht, der zu neuen Wassertröpfchen oder Eispartikeln führt. Von mehreren vorgeschlagenen physikalischen Prozessen zur Erzeugung neuer Tröpfchen haben jüngste experimentelle Studien gezeigt, dass ein großer Tropfen Aerosole nukleieren kann, er erzeugt also kleine Wasserpartikel aus Aerosolen im Kielwasser hinter sich, wenn er unter Einfluss der Schwerkraft herunterfällt.
In Erweiterung der Experimente hat das Team detailliert verschiedene physikalische Faktoren analysiert, die zu einem Überschuss an Wasserdampf hinter den Hydrometeoren wie Tröpfchen, Graupel oder Hagel führen. Außerdem haben die Forscher die Wirksamkeit dieses Prozesses auf die Aktivierung von Aerosolen zur Bildung neuer Wolkenpartikel untersucht.
„Nicht alle Aerosole, sondern nur einige glückliche werden im Schlepptau hinter solchen niederschlagenden Hydrometeoren mitgerissen, wo sie sich in einer hochfeuchten Umgebung ausreichend lange aufhalten können“, erklärt Taraprasad Bhowmick vom MPI für Dynamik und Selbstorganisation. „Damit ist die notwendige Bedingung erfüllt, dass die Aerosole durch Ablagerung von Wasserdampf als neue Wolkenkondensationskerne oder Eisnukleationspartikel aktiviert werden." Die Wissenschaftler konnten auch beschreiben, wie diese Aktivierung von Aerosolen durch Hydrometeore zum Lebenszyklus der Wolken beitragen kann.
„Die Studie eröffnet neue potenzielle Forschungsgebiete. Unsere Gruppe freut sich darauf, diese Arbeit mit einer realistischeren Modellierung der Wolkenbedingungen zu erweitern und plant eine detaillierte Wachstumsverfolgung einzelner Aerosole, die mit solchen niederschlagenden Wolkenhydrometeoren in Kontakt kommen", sagt Eberhard Bodenschatz, Leiter der Arbeitsgruppe.
MPIDS / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
T. Bhowmick et al.: Supersaturation in the wake of a precipitating hydrometeor and its impact on aerosol activation, Geophys. Res. Lett. 47, e2020GL091179 (2020); DOI: 10.1029/2020GL091179 - Fluidphysik, Strukturbildung und Biokomplexität (E. Bodenschatz), Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, Göttingen