Nicht nur Nullen und Einsen
Quantencomputer nutzt sieben von acht Zuständen gefangener Kalziumatome zum Rechnen.
Computer basieren auf binären Informationen – Nullen und Einsen. Aufbauend auf dem Erfolg klassischer Computer, gilt die binäre Informationsverarbeitung bislang auch als Basis für neuartige Quantencomputer. „Die physikalischen Bausteine des Quantencomputers können allerdings deutlich mehr als nur Null und Eins“, erklärt Martin Ringbauer von der Uni Innsbruck. „Die Einschränkung auf binäre Systeme nimmt diesen Computern viel von ihrem echten Potenzial.“ Ringbauer und seinen Kollegen ist es jetzt gelungen, einen Quantencomputer zu realisieren, der dieses Potenzial voll ausnutzen und damit mehr Rechenleistung mit weniger Quantenteilchen erreichen kann.
Information in Null und Eins zu speichern, ist zwar nicht die effizienteste Art zu rechnen, aber die einfachste, und einfach heißt auch oft verlässlich und wenig fehleranfällig. So ist die binäre Informationsverarbeitung heutzutage der unumstrittene Standard. In der Quantenwelt sieht das anders aus, da es kaum Systeme mit nur zwei Zuständen gibt. „Im Innsbrucker Quantencomputer wird Information beispielsweise in einzelnen gefangenen Kalziumatomen gespeichert, die jeweils acht Zustände haben, von denen bisher aber nur zwei zum Rechnen verwendet wurden“, erklärt Teamleiter Thomas Monz. Ähnliches gilt für fast alle existierenden Quantencomputer weltweit.
Wie das Team jetzt gezeigt hat, ist es jedoch möglich einen Quantencomputer so zu konstruieren, dass das volle Potenzial der Atome ausgenutzt werden kann, indem alle vorhandenen Zustände als Qudits zum Rechnen verwendet werden. Dieses neue Rechenmodell ist optimal auf die Quantenhardware abgestimmt, und die Forscher konnten zeigen, dass der neue Quantencomputer genauso verlässlich arbeitet, wie einer mit nur Nullen und Einsen.
Ähnlich sieht es mit Anwendungen aus. Denn viele der Aufgaben, die Quantencomputer brauchen, wie in der Physik, Chemie, oder den Materialwissenschaften, sind auf natürliche Weise für Qudits formuliert. Versucht man diese für übliche Quantencomputer umzuschreiben, werden sie oft zu kompliziert für heutige Maschinen. „Mit mehr als Nullen und Einsen zu rechnen, ist nicht nur optimal für die Quantencomputer, sondern auch deutlich natürlicher für viele Anwendungen“, sagt Ringbauer. „Dieser Ansatz ermöglich uns, das volle Potenzial unserer Quantencomputer auszuschöpfen“.
U. Innsbruck / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
M. Ringbauer et al.: A universal qudit quantum processor with trapped ions, Nat. Physics, online 21. Juli 2022; DOI: 10.1038/s41567-022-01658-0 - Photonik, Institut für Experimentalphysik, Universität Innsbruck, Österreich