29.03.2018

Neue Rubrik: Streifzug

Eine neue Rubrik im Physik Journal lädt dazu ein, Orte der Physikgeschichte zu erkunden.

Physikgeschichte ist nicht nur eine Geschichte großer Forscherpersönlichkeiten und ihrer Erkenntnisse. Genauso wichtig sind Experimente, zeitgeschichtliche Kontexte und natürlich auch Orte wie Institute, Universitäten, Laboratorien oder Wohnstätten. München, Göttingen und Kopenhagen gingen als Geburtsorte der Quantenmechanik in die Physikgeschichte ein. Das Neue kommt nicht als universelle Entdeckung in die Welt, sondern hat zumindest in der Entstehungsphase fast immer mit Personen und Umständen zu tun, die mit einem Ort verwurzelt sind.

So widmet die amerikanische physikhistorische Zeitschrift „Physics in Perspective“ den historischen Stätten der Physikgeschichte seit fast 20 Jahren in der Reihe „The Physical Tourist“ ausführliche Darstellungen. Die Europäische Physikalische Gesellschaft EPS zeichnet seit 2013 bedeutende Orte der europäischen Physikgeschichte als „EPS HistoricSite“ aus.

Die neue Rubrik „Streifzug“ im Physik Journal soll in loser Folge an Städte im deutschsprachigen Raum führen und dazu einladen, Episoden der Physikgeschichte und ihren Akteuren vor Ort nachzuspüren. Dabei soll neben den herausragenden „Historic Sites“ auch Neugier auf Streifzüge und Stadtspaziergänge zu bislang noch nicht so bekannten Schauplätzen der Physikgeschichte geweckt werden. Auf diese Weise bietet die neue Rubrik zusätzliche „physikalischen Seiten“ für den Städteführer. Eine Übersichtskarte zeigt dabei die Lage der vorgestellten Orte; eine online verfügbare Zusatzseite bietet weiterführende Links und Hinweise.

Den Anfang macht die traditionsreiche Universitätsstadt Marburg, wo sich im März 1909 der 29-jährige Alfred Wegener habilitierte und eine Dozentenstelle antrat. In den kommenden zehn Jahren seiner Marburger Zeit befasste er sich unter anderem mit der Physik der Atmosphäre, führte Fahrten mit dem Forschungsballon durch und gab praktischen Astronomie-Unterricht auf der Sternwarte des Physikalischen Instituts.

In Marburg erhielt Wegener die Anregung für seine berühmte Kontinentalverschiebungstheorie, die er 1912 erstmals öffentlich vorstellte und 1915 in Buchform veröffentlichte. Das lässt sich an konkreten Orten in der Marburger Innenstadt festmachen und während eines Stadtrundgangs entdecken. 1917 gelang es ihm erstmals, den Aufschlagbereich eines Meteoriten zu berechnen, der tatsächlich gefunden wurde und heute im Mineralogischen Museum der Universität Marburg ausgestellt ist.

Die kommenden Streifzüge werden unter anderem nach München, Karlsruhe oder Frankfurt führen, um bekannte und weniger bekannte Ort mit physikalischen Augen zu sehen.

Alexander Pawlak / Michael Eckert

 

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