Hochaufgelöste 3D-Bilder von Goldnanopartikeln
Wichtiger Schritt bei der Suche nach hochauflösenden Abbildungsmethoden für Makromoleküle.
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Kartik Ayyer am MPI für Struktur und Dynamik der Materie hat 3D-Bilder von Gold-Nanopartikeln in ultrapräzisem Detail generiert. Die Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt bei der Suche nach hochauflösenden Abbildungsmethoden für Makromoleküle. Makromoleküle wie Kohlenhydrate, Lipide, Proteine und Nukleinsäuren bevölkern unsere Zellen und sind dort an lebenswichtigen Abläufen beteiligt. Um die genauen Funktionen dieser Makromoleküle zu verstehen, muss ihre Struktur bis ins kleinste Detail erforscht werden. Das Forschungsteam verwendete Gold-Nanopartikel als Ersatz für Biomoleküle, da sie weitaus mehr Röntgenstrahlen streuen. Anhand dieser Goldpartikel maß das Team zehn Millionen Beugungsmuster und erzeugte daraus die 3D-Bilder mit bislang unerreichter Auflösung. Die Goldpartikel liefern eine große Menge an Daten, die für die Feinabstimmung von Methoden zur Erforschung von Biomolekülen eingesetzt werden können.
„Zu den Bildgebungstechniken für Biomoleküle zählt die Röntgenkristallographie, aber die Kristallisation von Biomolekülen ist kein einfacher Prozess. Dazu gibt es noch die Kryo-Elektronenmikroskopie, die mit gefrorenen Molekülen arbeitet", sagt Ayyer. Moderne Freie-Elektronen-Röntgenlaser eröffnen neue Wege zur Einzelpartikel-Bildgebung, kurz SPI, einer Technik, die das Potenzial hat, hochauflösende Bilder von Biomolekülen bei Raumtemperatur und ohne Kristallisation zu liefern. So können Biomoleküle näher an ihrem nativen Zustand untersucht werden, um bessere Einblicke in ihre Struktur und Funktion in unserem Körper zu erlangen.
Auch im SPI-Bereich verblieben jedoch zwei Hürden: Das Sammeln von genügend qualitativ hochwertigen Beugungsmustern und die richtige Klassifizierung der strukturellen Variabilität der Biomoleküle. Die Arbeit des Teams zeige, dass diese beiden Barrieren überwunden werden können, so Ayyer: „Bisherige SPI-Experimente lieferten selbst im besten Fall nur etwa zehntausend Beugungsmuster. Um für die Strukturbiologie relevante Auflösungen zu erhalten, benötigen die Forscher jedoch zehn- bis hundertmal mehr Beugungsmuster. Aufgrund der einzigartigen Fähigkeiten der European XFEL-Anlage, nämlich der hohen Anzahl von Röntgenlaserpulsen pro Sekunde und der hohen Pulsenergie konnte das Team in einem einzigen fünftägigen Experiment zehn Millionen Beugungsmuster sammeln. Diese Datenmenge ist beispiellos und wir glauben, dass unser Experiment eine Vorlage für die Zukunft dieses Forschungsfelds darstellt.“
Für das Problem der strukturellen Variabilität von Biomolekülen entwickelte das Team einen speziellen Algorithmus. Die Beugungsmuster werden von einem zweidimensionalen Detektor gesammelt – ähnlich wie eine schnelle Röntgenkamera. Ein Algorithmus sortiert daraufhin die Daten und ermöglicht es den Forschern, das Bild des Biomoleküls zu rekonstruieren.
MPSD / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
K. Ayyer et al.: 3D diffractive imaging of nanoparticle ensembles using an x-ray laser, Optica 8, 15 (2021); DOI: 10.1364/OPTICA.410851 - Rechenbasierte Bildgebung im Nanobereich (K. Ayyer), Center for Free-Electron Laser Science, Max-Planck-Institut für Struktur und Dynamik der Materie, Hamburg