Gravitationslinsen liefern hohen Wert für die Hubble-Konstante
Hunderte von Supernovae mithilfe von zwei Mehrfachquasaren neu kalibriert.
Die heutige Expansionsrate des Universums wird durch die Hubble-Konstante beschrieben. Doch verschiedene Methoden liefern inkonsistente Ergebnisse dafür, wie schnell sich der Kosmos ausdehnt. Ein internationales Team unter der Leitung des MPI für Astrophysik hat jetzt zwei Gravitationslinsen als neue Werkzeuge eingesetzt, um die Abstände zu Hunderten von beobachteten Supernovae zu kalibrieren – und damit einen relativ hohen Wert für die Hubble-
Das Licht weit entfernter Objekte – beispielsweise von Quasaren – wird von großen Massen im Vordergrund wie Galaxien abgelenkt. Kosmologen verwenden diesen Gravitationslinsen-
„Es gibt mehrere Möglichkeiten, Entfernungen im Universum zu messen, basierend auf unserem Wissen über das jeweilige Objekt“, erklärt Sherry Suyu vom MPI für Astronomie. „Eine bekannte Technik ist die Bestimmung der Entfernung aufgrund der Leuchtkraft von Supernova-
Das Team verwendete die beiden Gravitationslinsensysteme B1608+656 und RXJ1131. In jedem dieser Systeme gibt es vier Bilder einer Hintergrundgalaxie, wobei eine oder zwei Vordergrundgalaxien als Linsen dienen. Diese relativ einfache Konfiguration ermöglichte es den Wissenschaftlern, ein genaues Linsenmodell zu erstellen und so die Winkelabstände mit einer Genauigkeit von 12 bis 20 Prozent pro System zu messen. Diese Abstände wurden dann als Anker für 740 Supernovae in einem öffentlichen Katalog, dem Datensatz der Joint Light-curve Analysis, verwendet.
„Aufgrund ihres Aufbaus ist unsere Methode unempfindlich gegenüber den Details des angenommenen kosmologischen Modells“, sagt Inh Jee vom MPI für Astronomie, die die statistische Analyse durchgeführt und die Supernova-
Der Wert für die Hubble-Konstante basierend auf dieser neuen Analyse liegt bei 82 ± 8 km/s/Mpc. Das steht im Einklang mit Werten, die mit der Entfernungsleiter-
„Diese neue Messung bestätigt, dass es einen systematischen Unterschied zwischen den direkt aus dem Abstand zu lokalen oder mittelweiten Quellen gewonnenen und den indirekt aus der kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung abgeleiteten Werten für die Hubble-
MPA / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
E. Jee et al.: A measurement of the Hubble constant from angular diameter distances to two gravitational lenses, Science 365, 1134 (2019); DOI: 10.1126/science.aat7371 - Physikalische Kosmologie, Max-Planck-Instituts für Astrophysik, Garching