Computermodell erklärt Beobachtungen am schwarzen Loch von M87
Berechnungen beschreiben Entstehung des Jets – und bestätigen einmal mehr die Allgemeine Relativitätstheorie.
Im Zentrum der Galaxie M87 befindet sich ein schwarzes Loch von 6,5 Milliarden Sonnenmassen. Es stößt mit nahezu Lichtgeschwindigkeit einen Plasmastrahl aus, einen relativistischen Jet, der 6000 Lichtjahre lang ist. Die Energie für diesen Jet stammt wahrscheinlich aus der Anziehungskraft des schwarzen Lochs, doch wie genau ein solcher Jet entsteht und was ihn über diese riesige Entfernung hin stabilisiert, ist bisher noch nicht verstanden. Klar ist: Der Jet wird aus dem Zentrum der spiralförmigen Akkretionsscheibe des schwarzen Lochs ausgestoßen. Diese Region modellierten jetzt sehr detailreich Forscher der Uni Frankfurt zusammen mit Wissenschaftlern aus Europa, den USA und China.
Dabei nutzten sie dreidimensionale Supercomputer-Simulationen, die pro Simulation eine Million CPU-Stunden benötigten und gleichzeitig die Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie, die Maxwell-Gleichungen des Elektromagnetismus und die Euler-Gleichungen der Strömungsmechanik integrieren mussten. Das Ergebnis ist ein Modell, bei dem die berechneten Werte für Temperaturen, Materiedichten und Magnetfeldern in hohem Maße mit den Werten übereinstimmten, die aus den astronomischen Beobachtungen errechnet wurden.
Auf dieser Basis gelang es den Wissenschaftlern, die komplexe Strahlungsbewegung in der gekrümmten Raumzeit im innersten Bereich des Jets zu modellieren und in Bilder des Radiowellenspektrums zu übersetzen. Diese computermodellierten Bilder konnten sie nun mit den Beobachtungen vergleichen, die während der vergangenen drei Jahrzehnte mit zahlreichen Radioteleskopen und Satelliten gemacht wurden.
„Unser theoretisches Modell der elektromagnetischen Emission und der Jet-Morphologie von M87 stimmt überraschend gut mit den astronomischen Beobachtungen des Jets überein, und zwar im infraroten, im optischen und im Röntgenspektrum“, erklärt Alejandro Cruz-Osorio von der Uni Frankfurt. „Daraus folgern wir, dass das supermassive Schwarze Loch wahrscheinlich stark rotiert und dass das Plasma im Jet stark magnetisiert ist, wodurch die Teilchen so stark beschleunigt werden, dass sie diesen Jet über Tausende von Lichtjahren bilden.”
„Dass die von uns berechneten Bilder den astronomischen Beobachtungen so nahekommen, ist eine weitere wichtige Bestätigung dafür, dass Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie die genaueste und natürlichste Erklärung für die Existenz supermassereicher schwarzer Löcher im Zentrum von Galaxien ist“, ergänzt Luciano Rezzolla von der Uni Frankfurt. „Zwar lassen unsere Berechnungen immer noch Raum für alternative Erklärungsmodelle, doch durch die Ergebnisse unserer Arbeit wird dieser Raum deutlich kleiner.”
GUF / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
A. Cruz-Osorio et al.: State-of-the-art energetic and morphological modelling of the launching site of the M87 jet, Nat. Astron., online 4. November 2021; DOI: 10.1038/s41550-021-01506-w - Relativistische Astrophysik (Luciano Rezzolla), Institut für theoretische Physik, Goethe-Universität Frankfurt