Ulrich Teubner, Walter Garen und Lars Jepsen • 2/2025 • Seite 29 • DPG-Mitglieder(Vor-)Stoß in den Mikrobereich
Mikrostoßwellen sind Schockwellen, die teils mit mehr als 500 bis 700 Meter pro Sekunde durch haardünne Kapillaren rasen.
Stoßwellen finden sich in vielfältiger Weise in Natur und Technik. Meist entstehen sie im makroskopischen Bereich, etwa bei Supernovae. Sie finden Anwendung in der Medizin oder in großen Rohren bei physikalischen, chemischen und technischen Untersuchungen. Stoßwellen jedoch, die mit Überschallgeschwindigkeit durch extrem dünne Röhrchen laufen, bedeuten Neuland. Solche „Mikrostoßwellen“ bilden ein neues Teilgebiet der Strömungsphysik, von dem zukünftig Anwendungen ebenso profitieren können wie die Grundlagenphysik.
Eine Stoßwelle, manchmal auch Schockwelle genannt, bedeutet physikalisch betrachtet, dass sich eine Störung schneller in einem Medium ausbreitet als mit der dort charakteristischen Geschwindigkeit. Einfacher ausgedrückt handelt es sich um eine Druckwelle, deren Geschwindigkeit höher ist als die lokale Schallgeschwindigkeit. Dadurch ändern sich über die Stoßfront die Zustandsgrößen wie Druck, Dichte und Temperatur nahezu sprunghaft. Mit dem sehr schnellen Druckanstieg geht ein sehr schnelles Aufheizen der Materie einher, was Stoßwellen zur Untersuchung von Hochtemperaturphänomenen prädestiniert.
Als natürliche Phänomene treten Stoßwellen in der Astrophysik und beim Eintritt von Meteoriten in die Erdatmosphäre auf. Sie sind Begleiterscheinungen von Blitzen in Form von Donner, Explosionen aller Art und Kavitationsblasen. In der Luft- und erdnahen Raumfahrt kommen sie etwa als „Überschallknall“ vor. Anwendung finden sie sowohl in der Medizinphysik (z. B. bei der Stoßwellenlithotripsie) als auch bei der Erforschung von Materie unter extremen Bedingungen, wie der Physik bei hohen Energiedichten und bei lasererzeugten Plasmen. Stoßwellen sind also weit verbreitet.
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