Wellenströmungskanal mit der weltweit größten Wellenmaschine eröffnet
Anlage bietet erstmals die Möglichkeit, Wellen und Strömung gleichzeitig zu erzeugen.
Die Leibniz-Universität Hannover und die TU Braunschweig haben in den vergangenen Jahren den neuen großen Wellenströmungskanal GWK+ in Hannover-Marienwerder konzipiert und aufwändig erweitert. Mehr als 35 Millionen Euro sind investiert worden, um die Forschung zur Energiewende im GWK+ massiv voranzubringen. Untersucht werden hier unter anderem feste und schwimmende Gründungsstrukturen von Offshore-Windenergieanlagen. Am 30. Juni wurde die weltweit einmalige Großforschungsinfrastruktur in Anwesenheit von Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Stephan Weil, niedersächsischer Ministerpräsident, gemeinsam mit den Universitätspräsidien sowie den federführenden Forschern in Betrieb genommen worden.
Nach einem feierlichen Knopfdruck zum Starten der Anlage baute sich die erste beeindruckende, drei Meter hohe Welle im dreihundert Meter langen Wellenströmungskanal auf. Durch die Erweiterung verfügt die Großforschungsinfrastruktur nun über eine leistungsfähige Strömungsanlage, einen Tiefteil zur Untersuchung von Gründungsstrukturen von Offshore-Windenergieanlagen und eine hochleistungsfähige Wellenmaschine zur Erzeugung von Ozeanwellen mit bis zu drei Metern Höhe. Durch den Umbau besteht jetzt die Möglichkeit, Wellen und Strömung gleichzeitig zu erzeugen – ein neuer Superlativ: Keine andere Einrichtung weltweit bietet diese Möglichkeit.
Seit Inbetriebnahme des GWK im Jahr 1983 sind zahlreiche richtungsweisende Forschungsprojekte in der Anlage durchgeführt worden. Die Forschungsansätze und -anforderungen haben sich in jüngster Zeit indes stark verändert. Bisher konnten ausschließlich Wellen erzeugt werden. Mit dem Ziel des Ausbaus mariner erneuerbarer Energien rücken Installations- und Betriebskonzepte über den Lebenszyklus dieser Bauwerke sowie der Einfluss von Gezeitenströmungen stärker in den Fokus.
Im Jahr 2017 hatte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz das Forschungsprojekt „marTech – Erprobung und Entwicklung maritimer Technologien zur zuverlässigen Energieversorgung“ auf Beantragung der beteiligten Universitäten bewilligt, um den Anforderungen der Forschung und der Industrie beim Ausbau und im Betrieb der erneuerbaren Energien gerecht zu werden. Seither sind in die Erweiterung des großen Wellenströmungskanals GWK+ mehr als 35 Millionen Euro investiert worden. Das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur hat mit etwa 1,4 Millionen Euro bei der Planung und beim Grundstückserwerb unterstützt. Der GWK+ wird unter der Ägide des gemeinsamen Forschungszentrums Küste von der Uni Hannover und TU Braunschweig betrieben.
„Wir können hier die gleichzeitige Belastung aus Seegang und Strömung in großem Maßstab und damit realitätsnah auf großer Skala untersuchen“, sagte Prof. Schlurmann von der Uni Hannover. Steilere und höhere Wellen, wie sie durch den Klimawandel prognostiziert werden, können zukünftig auch im Experiment nachgestellt und Belastungen auf Bauwerke simuliert werden. Mit der ebenfalls neuen, umlaufenden Strömungsanlage können erstmalig Tideströmungen wie im Meer untersucht werden. „Der neue Tiefteil ermöglicht es, auch den im Boden befindlichen Teil von Offshore-Windenergieanlagen zu simulieren und dort stattfindenden Bewegungen von Boden und Anlage zu untersuchen“, hebt Prof. Goseberg von der TU Braunschweig hervor.
LUH / RK
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