Verschränkte Photonenpaare für die Krebsdiagnostik
Spektral aufgelöstes Bildgebungsverfahren soll die Messzeit in der klinischen Krebsdiagnostik erheblich verkürzen.
Da sich Krebs nicht verhindern lässt, muss er frühzeitig und differenziert erkannt werden, um schnell eingreifen und heilen zu können. Gewebeschnitte von Patienten schnell zu analysieren ist entscheidend für die klinische Krebsdiagnostik. Damit dies gelingt, muss die Präparationszeit wegen der vielen zu untersuchenden Schnitte verkürzt werden. Ziel ist es, die Tumorzellen mit höchster Zuverlässigkeit nachzuweisen – vorzugsweise ohne Färbung und binnen kürzester Messzeit. Unter Laborbedingungen wurde mittlere Infrarotstrahlung, kurz MIR, dafür bereits erfolgreich eingesetzt. Jedoch sind die derzeitigen Messzeiten für eine schnelle Diagnose viel zu lang. Daher sind eine Validierung und ein routinemäßiger Einsatz in Krankenhäusern bislang nicht möglich. Den MIR-Ansatz auf die klinische Diagnostik zu übertragen, bleibt daher herausfordernd, da der Einsatz von MIR-Licht technisch anspruchsvoll ist. Das betrifft sowohl die Erzeugung als auch den Nachweis in der Anwendung.
Im Projekt „Quantum‐Enhanced Early Diagnostics” QEED, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms „Quantentechnologien – von den Grundlagen zum Markt“ gefördert wird, bündeln zehn Partner aus Forschung und Industrie ihre Kompetenzen. Gemeinsam wollen sie in einem neuartigen Ansatz die Voraussetzungen schaffen, um Krebs schneller erkennen und bekämpfen zu können. Wissenschaftler am Ferdinand-Braun-Institut werden die benötigten Hochleistungsdiodenlaser bei 1170 und 720 Nanometern in einer „Master Oscillator Power Amplifier“-Konfiguration realisieren. Diese MOPAs werden dann in eine eigens entwickelte neuartige Technologieplattform zu Quantenlichtmodulen integriert. Anschließend montiert das Entwicklungszentrum des FBH diese Module gemeinsam mit den Komponenten der Projektpartner in das fertige QEED-System.
Im Projekt sollen Messinformationen aus dem klinisch relevanten MIR-Bereich in den gut detektierbaren Nahinfrarotbereich übertragen werden. Dazu wird ein neuartiges spektral aufgelöstes Bildgebungsverfahren entwickelt, das auf verschränkten Photonenpaaren beruht. Die QEED-Mikroskopie nutzt dazu eine Quantensensortechnologie, mit der Gewebeproben markierungsfrei untersucht werden sollen. Die Messzeit für ein Bild mit zehn Megapixeln soll sich dabei auf nur zwei Minuten verkürzen. Durch die einfache Präparation kombiniert mit einer schnellen Messung ist ein hoher Probendurchsatz möglich – und damit erstmals eine Integration in klinische Arbeitsabläufe.
Von dieser Entwicklung profitieren Patienten, da Biopsieproben künftig schneller und zuverlässiger diagnostiziert werden können. Darüber hinaus soll der Ansatz dazu beitragen, den Anteil der falsch negativen und falsch positiven Ergebnisse zu minimieren. Dadurch soll auch die Bereitschaft von Patienten steigen, an Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen.
Auf der Basis innovativer ultraheller Photonenpaar-Quellen und der darauf abgestimmten Messung und Analytik sind verschiedene Demonstratoren geplant – für die biomedizinische Forschung und für die klinische Routine mit einer integrierten Fluoreszenzeinheit zur automatisierten Pathologie. Darüber hinaus entwickeln die Partner die neuartigen Module für das QEED-System als unabhängige Komponenten zu eigenständigen Produkten weiter.
FBH / RK
Weitere Infos
- Projekt QEED – Quanten-Licht für eine neue Bildgebung zur frühen und differenzierten Erkennung von Biomarkern in der personalisierten Medizin, VDI Technologiezentrum GmbH, Düsseldorf
- Quantenlicht-Module, Photonik, Ferdinand-Braun-Institut – Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik, Berlin