30.04.2019 • Lasertechnik

Unkrautbekämpfung per Laser

Neue Verfahren erreichen hohe Detektionsquoten für Wachstumszentren.

Chemische Unkrautbekämpfung ist weit verbreitet und steht wegen ihrer Umwelteinflüsse häufig in der Kritik. Es könnte aber auch anders gehen. „Nämlich mit einer präzisen Anwendung ohne Nebeneffekte für die Umwelt“, sagt Matthias Lautenschläger von der FH Münster. Die Idee zum unkrautfreien Boden: Laser. „Das ist besonders interessant für den Ökolandbau.“ Die laserbasierte Unkrautbekämpfung ist Teil des INTERREG-Großvorhabens „Elektrifizierung und Präzisierung in der Landwirtschaft“, kurz E&P Agro. Dafür lief jetzt ein erstes studentisches Projekt an der FH Münster. Mit industrieller Bildverarbeitung haben sieben Studenten getestet, wie eine Kamera Unkraut erkennt und daraus Koordinaten ableitet, die dem Laser das Ziel für seine Bestrahlung vorgeben.

Abb.: Verschiedene Unkräuter, verschiedene Wachstumszentren: Gräser gehören...
Abb.: Verschiedene Unkräuter, verschiedene Wachstumszentren: Gräser gehören zu den einkeimblättrigen Pflanzen, der zurückgebogene Amarant, rechts im Topf, zu den zweikeimblättrigen. (Foto: FH Münster)

„Unsere Aufgabe war es, das Wachstumszentrum der Pflanze zu ermitteln“, erklärt Team-Mitglied Markus Stening. „Nur, wenn der Laser dieses Zentrum des Unkrauts trifft und schädigt, kann die Pflanze nicht mehr wie gewohnt weiterwachsen und degeneriert idealerweise.“ Hier hilft die Bilderkennung: Sie kategorisiert die Umgebung – Unkraut, Mais und andere Nutzpflanzen, Steine, abgestorbene Pflanzen –, erkennt das Unkraut und ermittelt Koordinaten für die Bestrahlung. In der Theorie überschaubar – aber in der Praxis ändert sich die Beleuchtung über die Tageszeit, Pflanzen wachsen dicht nebeneinander und überlagern sich oder Blätter welken. Das macht die automatische Unkrauterkennung zu einer komplizierten Aufgabe.

Die Studenten wählten als Forschungsobjekt den zurückgebogenen Amarant. Er ist deutschlandweit vertreten und bildet Resistenzen gegen Unkrautvernichtungsmittel. „Das macht diese Pflanze besonders spannend“, erklärt Lautenschläger. Für ihre Versuche haben die Studenten mit selbst gezüchteten Pflanzen im Topf experimentiert. „Der zurückgebogene Amarant hat erst zwei Keimblätter und entwickelt anschließend schrittweise weitere Laubblätter. Am Ursprung der Blätter befindet sich das Wachstumszentrum, genau hier soll die Pflanze bestrahlt werden“, erklärt Stening.

Insgesamt hat die Gruppe drei Verfahren entwickelt, um das Wachstumszentrum von Pflanzen, die kleiner als einen Millimeter sind, per Kamera zu ermitteln. Dabei haben sie intensiv mit Programmen für industrielle Bildverarbeitung gearbeitet. „Die besondere Herausforderung dieser Projektarbeit war es einerseits, eine große Fläche in einem Bild aufzunehmen, und andererseits, die Position des Wachstumszentrums trotzdem sicher zu bestimmen. Die hier entwickelten Methoden sind mit hohen Detektionsquoten sehr hilfreich für das Projekt“, lobt Lautenschläger. Wie groß der Strahldurchmesser sein muss und welche Leistung der Laser benötigt, also wie die richtige Dosierung aussieht, um gegen das Unkraut vorzugehen, wird nun im weiteren Projektverlauf ermittelt – in Zukunft auch auf dem Acker. Dafür wurde im April ein Versuchsfeld auf dem Steinfurter Campus der FH Münster angelegt.

FH Münster / RK

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