Spatial ALD: Raum toppt Zeit
Neue Anlage für präzise Beschichtung komplex geformter Optiken.
Mithilfe der Atomlagenabscheidung ALD (engl. atomic layer deposition) lassen sich sehr dünne, qualitativ hochwertige Schichten herstellen. Bisher wird das ALD-Verfahren vor allem genutzt, um zum Beispiel dünne Funktionsschichten in der Halbleiterindustrie abzuscheiden. Am Laserzentrum Hannover LZH macht nun eine in Zusammenarbeit mit dem finnischen, auf ALD-Verfahren spezialisierten Unternehmen Beneq neu entwickelte ALD-Anlage eine weitere, industriell stark nachgefragte Anwendung wirtschaftlich: Mit ihr können die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Gruppe Optik-Integration am LZH viel schneller als bisher Schichtsysteme gleichmäßiger Dicke zum Beispiel auf stark gekrümmten und strukturierten Optiken herstellen. Bisher verwendete Methoden, wie die Elektronenstrahlverdampfung oder das Ionenstrahlsputtern unterliegen als gerichtete Verfahren bei solchen Anwendungen klaren Grenzen.
Die Spatial ALD-Anlage erzielt hohe Auftragsraten bei der Herstellung ultradünner Schichtsysteme für Optiken und ermöglicht die gleichmäßige Beschichtung komplex geformter Oberflächen. Interessant ist das zum Beispiel für die Bereiche Automotive-Lighting oder auch Augmented Reality (AR)/Virtual Reality (VR), wo dreidimensional geformte Beleuchtungselemente essentiell sind. Da die Anlage plasmabasiert ist, kann sie mit niedrigen Temperaturen unter 100 Grad arbeiten – dadurch ist sie insbesondere für die Beschichtung von temperaturempfindlichen Polymeroptiken geeignet, die häufig für Displays verwendet werden.
Der ALD-Prozess beruht auf selbstlimitierenden chemischen Reaktionen zwischen gasförmigen Präkursoren und der Substratoberfläche. In bisher üblichen Anlagen werden die Prozessreaktionen nacheinander durchgeführt, was einen zeitaufwändigen Gasaustausch in der gesamten Reaktionskammer nötig macht. Anders in der Spatial ALD-Anlage: Hier laufen die Prozesszyklen räumlich getrennt ab. Die Anlage hat vier einzelne, durch Druck und Stickstoff abgetrennte Prozesskammern, in denen jeweils ein ALD-Reaktionsschritt abgeschlossen wird. Anschließend rotieren die Substrate in die nächste Kammer. So erreichen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Auftragsraten die bisher nur mit anderen Beschichtungsverfahren möglich waren. Dies macht das Verfahren besonders wirtschaftlich und ermöglicht gleichzeitig einen hohen Durchsatz bei der optischen Beschichtung.
Erste Forschungsergebnisse mit der neuen Anlage präsentierte das Team des LZH auf der diesjährigen Photonics West. Zurzeit arbeiten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen außerdem im EUROSTARS-Verbundprojekt INTEGRA daran, mit der Spatial ALD-Anlage optische Beugungsgitter zu beschichten. Darüber hinaus ist das LZH offen für neue Herausforderungen mit der Spatial ALD-Anlage im Rahmen von weiteren Industrie- und Forschungskooperationen.
LZH / LK
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