11.11.2024

Silizium-Wafer werden immer dünner

Infineon erhöht mit einer Dicke von nur 20 Mikrometern die Effizienz von Leistungshalbleiter.

Nach der Ankündigung der weltweit ersten 300-Millimeter-Gallium­nitrid (GaN)-Wafer-Technologie für Leistungs­elektronik und der Eröffnung der weltweit größten 200-Millimeter-„Siliziumcarbid (SiC) Power Fab“ in Kulim, Malaysia, hat das Unter­nehmen Infineon Techno­logies einen weiteren Rekord in der Halbleiter­technologie aufgestellt. Mit einer Dicke von nur zwanzig Mikrometern gelang Herstellung und Verarbeitung der dünnsten Silizium (Si)-Leistungs­halbleiter-Wafer, die jemals in einer hochskalierten Halbleiter­fabrik hergestellt wurden. Die Silizium-Dünnwafer sind etwa halb so dick wie die aktuell fort­schrittlichsten Wafer.

Abb.: Die ultradünnen Silizium-Wafer sind mit 20 Mikrometern nur halb so dick...
Abb.: Die ultradünnen Silizium-Wafer sind mit 20 Mikrometern nur halb so dick wie die derzeit modernsten Wafer.
Quelle: Infineon

„Die weltweit dünnsten Silizium-Wafer sind ein Beleg dafür, dass wir bei Infineon die technischen Grenzen der Leistungs-Halbleiter­technologie bis ans Limit treiben, um unseren Kunden erstklassigen Mehrwert zu bieten“, sagt Jochen Hanebeck, CEO von Infineon Technologies. „Der Durchbruch in der Ultradünnwafer-Technologie ist ein bedeutender Schritt vorwärts im Bereich energieeffizienter Strom­versorgungslösungen und hilft uns, das volle Potenzial der globalen Trends Dekarboni­sierung und Digitali­sierung auszuschöpfen.“

Die Innovation wird laut Aussage des Unternehmens dazu beitragen, die Energie­effizienz, die Leistungsdichte und die Zuverlässigkeit in Stromversorgungs­lösungen für KI-Rechenzentren, Consumer-, Motorsteuerungs- und Computing-Anwendungen signifikant zu erhöhen. Die Halbierung der Waferdicke verringert den Substratwiderstand um fünfzig Prozent. Leistungsverluste in Power-Systemen können so im Vergleich zu Lösungen auf Basis von konventionellen Silizium-Wafern mit einer Dicke von vierzig bis sechzig Mikrometern um mehr als 15 Prozent reduziert werden. Für die Stromversorgung fort­schrittlicher KI-Server-Anwendungen, bei denen die steigende Energie­nachfrage durch höhere Stromstärken angetrieben wird, ist dies besonders wichtig. In KI-Rechenzentren müssen Spannungen von 230 Volt auf eine Prozessor-Spannung von unter 1,8 Volt reduziert werden. Die Ultradünnwafer-Technologie fördert ein vertikales Strom­versorgungs-Design, das auf der Trench-MOSFET-Technologie basiert und eine sehr nahe Positionierung am KI-Chip-Prozessor ermöglicht, wodurch Leistungs­verluste reduziert und die Gesamt­effizienz verbessert werden.

„Die neue Ultradünnwafer-Technologie befeuert unsere Ambition, verschiedenste KI-Server-Konfigura­tionen auf die energie­effizienteste Weise zu versorgen, vom Stromnetz bis hin zum Prozessorkern“, sagt Adam White von Infineon. Da der Energiebedarf für KI-Rechenzentren rapide ansteige, gewinne Energie­effizienz immer mehr an Bedeutung. Um die technischen Hürden bei der Reduzierung der Waferdicke auf zwanzig Mikrometer zu überwinden, mussten die Ingenieure einen einzigartigen Wafer-Schleifansatz entwickeln, da das Metall­gehäuse, das den Chip auf dem Wafer hält, dicker als zwanzig Mikrometer ist. Dies beeinflusst die Handhabung und Verarbeitung der Rückseite des Wafers erheblich. 

Außerdem haben Herausforderungen wie Wafer-Krümmung und Wafer-Separation einen großen Einfluss auf die Backend-Montage­prozesse, die die Stabilität und erstklassige Robustheit der Wafer sicherstellen. Der Dünnwafer-Prozess gewährleistet eine nahtlose Integration der neuen Technologie in existierende Hochvolumen-Silizium-Produktions­linien. Es fallen keine zusätzlichen Fertigungskosten an, um höchste Produktions­erträge und Liefer­sicherheit zu garantieren. Infineon hat die Technologie bereits mit Kunden qualifiziert und auf seine Integrated Smart Power Stages (DC-DC-Wandler) angewendet. Das Unternehmen plant, die Produktion von Ultradünnwafern zu erhöhen und bestehende konventionelle Silizium-Wafer für Niedervolt-Strom­versorgungen innerhalb der kommenden drei bis vier Jahre durch den 20-Mikrometer-Prozess zu ersetzen. 

Infineon / JOL

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