Shutdown beendet
Am CERN sind nun wieder alle Beschleunigeranlagen in den Händen der Operateure.
Nach 27 Monaten geschäftigem Stillstand ist es so weit: Am Large Hadron Collider haben wieder die Operateure das Sagen und der Long Shutdown 2 hat ein Ende. Trotz der Corona-Pandemie blieben Verzögerungen weitgehend aus. Dabei half auch ein stets der Situation angepasster Zeitplan. Daher können Experimente, die mit dem Protonenstrahl des Proton Synchrotrons arbeiten, bereits im Sommer wieder Daten nehmen. Bis die vier großen Experimente am LHC mit dem Run 3 beginnen, wird es aber voraussichtlich noch bis April 2022 dauern.
Am 10. Dezember 2018 endete der Run 2 am LHC und die Gruppe „Accelerator Coordination and Engineering“ übernahm das Kommando für die Beschleunigeranlagen des CERN. Ziel des Long Shutdown 2 war es, wichtige Upgrades durchzuführen, um den für 2025 bis 2027 geplanten Umbau zum High-Luminosity LHC vorzubereiten. So erhielt das Proton Synchrotron (PS) eine Generalüberholung, um den ältesten, noch in Betrieb befindlichen Beschleuniger des CERN für die geplanten höheren Strahlintensitäten fit zu machen. Anfang des Monats konnten die Operateure erstmals Teilchen mit der für sie neuen Anlage beschleunigen. Diese stellte der PS Booster zur Verfügung, der bereits im Dezember wieder „Strahl gesehen“ hatte. Seither wurden dessen Einstellungen optimiert, insbesondere das neue Hochfrequenzsystem.
Den Long Shutdown 2 nutzten aber auch die Kollaborationen der Experimente, um ihre Anlagen umzubauen. Bei ALICE schloss die Installation eines neuen Muon Forward Trackers das Upgrade des Experiments vorerst ab. Zuvor hatte die Kollaboration bereits die Time Projection Chamber und die innerste Spurkammer ausgetauscht. Damit kann sie beim nächsten Run mit einem runderneuerten Experiment arbeiten. Neu hinzugekommen ist FASER (ForwArd Search ExpeRiment); das Experiment dient der direkten Suche nach Dunkler Materie. Die nur 70-köpfige Kollaboration konnte Ersatzteile von ATLAS und LHCb nutzen, um den fünf Meter langen Detektor in einem Seitentunnel des LHC aufzubauen. Dadurch gelang es, FASER bereits zwei Jahre nach der Genehmigung durch den wissenschaftlichen Rat des CERN fertigzustellen.
Bis wieder Protonenstrahlen an den Kreuzungspunkten des LHC kollidieren und die Experimente dort ihre Arbeit aufnehmen können, soll aber noch einige Zeit vergehen. Für die Inbetriebnahme aller Beschleunigerstrukturen und Magnete sind zwölf Monate vorgesehen. Danach folgen zwei weitere Monate, um den Teilchenstrahl auf seinem Weg durch die Anlagen zu optimieren. Der großzügig angelegte Zeitplan berücksichtigt bereits, dass die Corona-Pandemie auch weiterhin die Arbeiten beeinflussen wird.
Kerstin Sonnabend
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