Physik in Zeiten des Krieges
DPG setzt institutionelle Zusammenarbeit mit allen russischen Wissenschaftseinrichtungen und Organisationen bis auf Weiteres aus.
Auf der jüngsten Sitzung des Vorstandsrats der DPG hat die weltweit größte physikalische Fachgesellschaft in einer Deklaration beschlossen, ihre institutionelle Zusammenarbeit mit allen russischen Wissenschaftseinrichtungen und Organisationen bis auf Weiteres auszusetzen.
„Es fällt schwer, sich in diesen Zeiten auf die Physik zu konzentrieren“, so Präsident Lutz Schröter. „Der Krieg gegen die Ukraine verlangt von uns eine klare Haltung gegen die Aggression des russischen Staates und gleichzeitig die Solidarität mit unseren Fachkolleginnen und -kollegen. Wir wollen den persönlichen Gesprächsfaden auch zu unseren russischen Freunden und Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern nicht abreißen lassen, die oft kritisch dem Regime gegenüberstehen und von der russischen Regierung nicht in Geiselhaft genommen werden dürfen. Auch ihnen gilt unsere Solidarität. Unsere Maßnahmen richten sich ausschließlich gegen die staatstragenden institutionellen Einrichtungen.“
Der Fokus der Deklaration richtet sich aber auf die Unterstützung der Ukrainischen Physikalischen Gesellschaft und der Fachgesellschaften der Anrainerstaaten sowie auf den Versuch, die Ukrainerinnen oder Ukrainern, die vor dem Krieg fliehen mussten, aufzufangen und ihnen Schutz zu geben und ihnen bei Bedarf zumindest vorübergehend eine neue wissenschaftliche Heimat zu bieten. „Wir lassen uns nicht in unserem Glauben an die verbindende Wirkung von Wissenschaft erschüttern!“, betont Schröter.
Auf der laufenden Frühjahrstagung der DPG, die ursprünglich in Erlangen stattfinden sollte und coronabedingt online veranstaltet wird, bietet die Arbeitsgruppe Physik und Abrüstung über das geplante Programm hinaus aus aktuellem Anlass einen Workshop zum Thema „Nukleare Gefahren in der Ukraine Krise“ an.
Während des russischen Angriffs in der Ukraine haben sich zwei nukleare Gefahren offenbart: Die eine ist die Gewährleistung der Sicherheit von Nuklearanlagen wie Kernkraftwerken oder Forschungsreaktoren einschließlich dem eingelagerten Spaltmaterial in einer Kriegssituation. Die andere ist das Eskalationsrisiko hin zu einem Atomwaffeneinsatz. Diesen Fragen und den mittel- und langfristigen Folgen dieser Entwicklung widmet sich dieser Workshop.
DPG / RK
Weitere Infos
- Situation in der Ukraine: Konsequenzen und Maßnahmen der DPG, Resolution der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Bag Honnef
- Online: Nukleare Gefahren in der Ukraine Krise, Brennpunktsitzung im Rahmen der virtuellen 85. Jahrestagung der DPG und DPG-Frühjahrstagung der Sektion Atome, Moleküle, Quantenoptik und Photonik (SAMOP), Deutsche Physikalische Gesellschaft, Bad Honnef