Nova RS Ophiuchi im Gammabereich beobachtet
Auch Novae könnten Quelle für die kosmische Strahlung sein.
Alle etwa 15 Jahre kommt es im Doppelstern-System RS Ophiuchi zu einer Explosion. Solche Novae sind Systeme, in denen zwei sehr unterschiedliche Sterne in einer parasitären Paarbeziehung leben: Ein weißer Zwerg umkreist einen roten Riesen. Der Riesenstern füttert den Zwerg mit Materie: Er stößt seine äußere Wasserstoffschicht ab, das Gas strömt auf den nahen weißen Zwerg. Dieser Materiefluss hält an, bis der weiße Zwerg zu heiß wird. Die Temperatur und der Druck in den neu gewonnen Sternhüllen sind dann so groß, dass sie in einer gigantischen thermonuklearen Explosion weggeschleudert werden. Der Zwergstern bleibt dabei erhalten und der Kreislauf beginnt von Neuem – bis sich das Spektakel wiederholt.
Dass bei solchen Explosionen hohe Energien im Spiel sind, war vermutet worden. Die beiden MAGIC-Teleskope auf dem Roque de los Muchachos auf La Palma zeichneten Gammastrahlen mit einer Energie von 250 Gigaelektronenvolt auf, mit die höchsten Energien, die je bei einer Nova gemessen wurden.
MAGIC beobachtete die Nova nach Meldungen von Instrumenten, die auf andere Wellenlängen spezialisiert sind. „Der dramatische Ausbruch der Nova RS-Oph zeigt, dass sich die kurze Reaktionszeit der MAGIC-Teleskope auszahlt: Sie brauchen höchstens dreißig Sekunden, um sich auf ein neues Ziel auszurichten“, sagt David Green, Wissenschaftler am MPI für Physik.
Nach der Explosion breiteten sich mehrere Stoßfronten im Sternwind des roten Riesen und im interstellaren Medium aus, welches das Doppelstern-System umgibt. Diese Stoßwellen sind ein natürlicher Teilchenbeschleuniger, der Teilchen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit bringt. Die kombinierten Messdaten legen nahe, dass die Gammastrahlen von energiereichen Protonen ausgehen.
„Damit kommen Nova-Ausbrüche auch als Quelle für die kosmische Strahlung in Frage“, erklärt Green. „Allerdings tragen nur in ihrer unmittelbaren Umgebung zur kosmischen Strahlung bei. Die Hauptakteure der kosmischen Strahlung sind Supernova-Überreste. Die Stoßwellen, die von dieser Art Sternexplosion ausgehen, sind bedeutend heftiger als bei einer Nova.“
MPP / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
V. A. Acciari et al.: Proton acceleration in thermonuclear nova explosions revealed by gamma rays, Nat. Astronomy, online 14. April 2022); DOI: 10.1038/s41550-022-01640-z - MAGIC und CTA: Gammastrahlenteleskope, Max-Planck-Institut für Physik, München