19.11.2024

Neues Forschungsschiff Coriolis getauft

Schwimmendes Labor für die Küsten-, Wasserstoff- und Membranforschung.

Mit rund 400 Gästen ist gestern die „Coriolis“ feierlich getauft worden. Karin Prien, Wissenschafts­ministerin des Landes Schleswig-Holstein, hat als Patin die offizielle Taufe des neuen Forschungsschiffs des Helmholtz-Zentrums Hereon übernommen. Das Schiff ist ein schwimmendes multi­thematisches Labor mit einer hochmodernen Ausstattung für die Küsten-, Wasserstoff- und Membran­forschung. So ist es Wegbereiter für eine innovative Schifffahrt, die den Umweltschutz und die Klima­freundlichkeit stärkt.

Abb.: Taufe des neuen Forschungsschiffs Coriolis des Helmholtz-Zentrums Hereon.
Abb.: Taufe des neuen Forschungsschiffs Coriolis des Helmholtz-Zentrums Hereon.
Quelle: M. Schwickerath, Hereon

Das Schiff spielt eine wichtige Rolle in der Küsten- und Klimaforschung. Es untersucht unter anderem Kohlenstoff­kreisläufe, Nähr- und Schadstoff­transporte zwischen den Flüssen und Küsten in Nord- und Ostsee sowie die Auswirkungen von Offshore-Windkraft auf die Umwelt. Die Daten werden in Echtzeit gesammelt und sollen für den Austausch mit anderen Schiffen und Landstationen zugänglich gemacht werden. Die Küsten­forschung beschäftigt sich intensiv mit den klima­relevanten Prozessen. Ziel ist es, Optionen zu entwickeln, um den Klimawandel abzuschwächen und Küsten­regionen an die Veränderungen des Klimas wie steigendem Meeresspiegel und inten­siveren Stürmen anzupassen.

Die Coriolis trägt mit ihren Messdaten unter anderem zur Entwicklung eines digitalen Zwillings der Nord- und Ostsee bei. Digitale Zwillinge sind interaktive virtuelle Abbilder von hoch­komplexen Prozessen, Systemen oder realen Produkten, die am Hereon kontinuierlich mit Daten aus der realen Welt abgeglichen werden. In diesen werden die auf der Coriolis gewonnen Daten automatisiert eingehen und mit entsprechender Modellierung und KI-gestützten Modellen verarbeitet. Die Modelle sollen helfen, zum Beispiel die Auswirkungen von Offshore-Anwendungen, Techno­logien und anderen Umweltfaktoren besser zu verstehen. Auch ein digitaler Zwilling des Wasserstoff­systemlabors der Coriolis soll entwickelt werden. 

Der Antrieb des Schiffs besteht aus elektrischen Fahrmotoren, die durch verschiedene Stromerzeuger, einschließlich einer Brennstoff­zelle, betrieben werden. Der Wasserstoff dafür wird in einem von Hereon entwickelten Metallhydridtank gespeichert, um Wasserstoff­technologien unter realen Bedingungen zu testen. Die Tanks können mit weniger Druck und wesentlich kompakter genutzt werden. Im reinen Wasserstoff­betrieb wird die Coriolis mit einer Tankladung rund fünf Stunden fahren können. Zusätzlich verwendet sie eine Membran­technologie, die bei Nutzung des zusätzlich verbauten Hafendiesel­generators zur Erzeugung elektrischer Energie im Hafen in der Lage ist, den Stickstoffoxid­ausstoß um bis zu achtzig Prozent zu reduzieren. 

Das Schiff ist rund dreißig Meter lang und acht Meter breit und ist mit einem Tiefgang von nur 1,6 Metern bestens geeignet, auch Flachwasser­bereiche in Küstennähe zu befahren. Die Kosten belaufen sich auf rund 18 Millionen Euro, 1,5 Millionen davon kostete das Wasserstoff­systemlabor. Das Schiff wurde hauptsächlich aus Bundesmitteln finanziert. Zwölf Wissenschaftler und drei Crewmitglieder können gleichzeitig an Bord sein. Geplant sind 200 Messtage pro Jahr. Anfang 2025 werden die Erprobungs­fahrten laufen, dann folgen die ersten Forschungskampagnen, sowohl für Hereon-Mitar­beitende als auch für externe Partner. Der Hereon-Projektleiter für die Coriolis, Jens Meywerk, sagte: „Für mich ist es die technische Komplexität auf engem Raum, die dieses Projekt so reizvoll macht. Es gibt kein vergleich­bares Schiff.“

Hereon / JOL

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