04.08.2023 • Energie

Mit Sonnenlicht Wasser effizienter spalten

Geschichteter Katalysator für die Gewinnung von solarem Wasserstoff.

Heute weist die industrielle Wasserstoff­produktion einen beträchtlichen CO2-Fußabdruck auf, insbesondere bei Verfahren wie der Dampf­reformierung oder der nicht nachhaltigen Elektrolyse. Ein Team um Dominik Eder von der TU Wien konzentriert sich daher auf die Entwicklung umwelt­freundlicher Verfahren zur Gewinnung von Wasserstoff, beispiels­weise durch Photokatalyse. Dieser Prozess ermöglicht es, Wasser­moleküle allein mit Hilfe von Licht und einem Katalysator in Wasserstoff umzuwandeln. Durch diesen Prozess kann die reichlich vorhandene und saubere Energie der Sonne in grünem Wasserstoff gespeichert werden.

Abb.: Dominik Eder (l.) und Pablo Ayala nutzen metallorganische Gerüste als...
Abb.: Dominik Eder (l.) und Pablo Ayala nutzen metallorganische Gerüste als effiziente Katalysatoren. (Bild: TU Wien)

Bei der Herstellung von grünem Wasserstoff durch Photokatalyse spielt der Katalysator eine entscheidende Rolle. Im Gegensatz zu indus­triellen Kata­lysatoren nutzt der Photokatalysator die Energie des Lichts, um die Aufspaltung von Wasser bei Raumtemperatur und Umgebungsdruck zu erleichtern. Zu den vielver­sprechendsten Kandidaten gehören metall­organische Gerüste, kurz MOFs. Sie bestehen aus molekularen anorganischen Bausteinen, die durch organische Verbindungs­moleküle zusammen­gehalten werden. Gemeinsam bilden sie hochporöse 3D-Netzwerke, die eine außergewöhnlich große Oberfläche und hervorragende Ladungstrennungs­eigenschaften aufweisen.

Die meisten MOFs sind jedoch nur unter Einfluss von UV-Licht aktiv, weshalb Forschende die orga­nischen Komponenten so verändern, dass sie sichtbares Licht absorbieren können. Diese Anpassungen haben jedoch einen negativen Einfluss auf die Mobilität der Elektronen. Eine weitere Einschränkung betrifft die Ladungs­extraktion, bei der die Elektronen aus dem Material gelöst werden: „MOFs sind zwar sehr gut geeignet, um Ladungsträger an den organisch-anor­ganischen Grenzflächen zu trennen, aber ihre effiziente Extraktion für katalytische Anwendungen bleibt eine Herausforderung“, erklärt Dominik Eder. In jüngster Zeit haben MOFs mit Schicht­strukturen für den Einsatz in opto­elektronischen Anwendungen viel Aufmerk­samkeit erregt, da sie eine deutlich verbesserte Ladungs­extraktion aufweisen. „Man kann sich diese Schicht­strukturen wie eine Manner-Schnitte vorstellen, bei der die Waffel der anorganische Teil und die Schokolade der organische Ligand ist, der sie zusammenhält“, zieht Pablo Ayala einen Vergleich. „Man muss den Waffelteil nur leitfähig machen.“

Im Gegensatz zu dreidimen­sionalen MOFs ist ein geschichtetes MOF in der Regel nicht porös, was die katalytisch aktive Fläche auf die äußere Oberfläche der Partikel reduziert. „Daher mussten wir einen Weg finden, um diese Partikel so klein wie möglich zu machen“, erklärt Eder. Ändert man die Struktur eines Materials auf atomarer Ebene, schleichen sich jedoch häufig strukturelle Defekte ein. Diese können als Ladungsfallen wirken und die Extraktion von Ladungen verlang­samen. „Niemand mag eine Manner-Schnitte ohne Schokolade“, setzt Ayala seinen Vergleich fort. „Auch im Fall der Fotokatalyse brauchen wir das bestmögliche, herstellbare Material.“ Das Team um Dominik Eder entwickelte daher einen neuen Syntheseweg, bei dem auch die kleinsten kristallinen Strukturen frei von Defekten hergestellt werden können. Gelungen ist dies in Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen Universitäten. Die neuartigen, geschichteten MOFs basieren auf Titan und haben eine kubische Form von nur wenigen Nanometern Größe. Das Material konnte bereits Rekordwerte bei der fotokatalytischen Wasserstoff­produktion unter Einwirken von sichtbarem Licht erzielen.

Mit Hilfe von Computer­simulationen, die am Technion in Israel durchgeführt wurden, konnte das Team den zugrunde­liegenden Reaktions­mechanismus entschlüsseln und zwei Dinge nachweisen: Erstens, dass die schichtartige Beschaffenheit eines MOF in der Tat der Schlüssel zu einer effizienten Ladungs­trennung und -extraktion ist. Zweitens, dass Missing-Ligand-Defekte als unerwünschte Ladungs­fallen fungieren, die soweit möglich vermieden werden müssen, um die fotokatalytische Leistung des Materials zu verbessern. Die Forschungs­gruppe entwickelt derzeit weitere, neue geschichtete MOFs und erforscht sie für verschiedene Energie­anwendungen.

TU Wien / JOL

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