Gesundheitsrisiko von Graphen-Rückständen untersucht
Verbrannte Komposit-Materialien mit Graphen-Nanopartikeln sind bei akuter Belastung unbedenklich.
Aufgrund seiner außergewöhnlichen Eigenschaften wird Graphen heute einer Vielzahl von Kunststoffen zugesetzt. So verbessert das kohlenstoffbasierte Material beispielsweise die Leitfähigkeit und die Stabilität von Verbundstoffen. Wie es um die Gesundheitsrisiken dieser neuen Komposit-Materialien bestellt ist, untersuchen Forscher der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa derzeit in mehreren Studien. Die jüngsten Untersuchungen befassen sich mit den Rückständen von Graphen-Nanoplättchen, die nach der Verbrennung der Verbundstoffe in Müllverbrennungsanlagen oder bei einem Brandunfall entstehen können.
Da der menschliche Organismus mit Graphen-Partikeln am ehesten über die Atemwege in Kontakt kommt, nutzten die Forscher ein an der Empa entwickeltes 3D-Lungenmodell mit Zellkulturen für die Toxizitätstests. Das Team von Peter Wick setzte Lungenzellen dabei Rückständen aus der Verbrennung von Komposit-Materialien, die Graphen-Nanoplättchen enthielten, aus. Um die Menge der Graphen-Partikel, denen Menschen dabei typischerweise ausgesetzt sind, möglichst realistisch abschätzen zu können, untersuchte und quantifizierte ein Team um Jing Wang die Verbrennungsrückstände der Graphen-Verbundstoffe.
Anhand dieser Daten setzte das Team des interdisziplinären Projekts das 3-D-Lungenmodell realitätsnahen Bedingungen aus, so dass Voraussagen zur akuten Toxizität von Graphen-Nanoplättchen nach der Verbrennung getroffen werden konnten. Die Ergebnisse zeigten, dass zwar Verbrennungsrückstände von Kunststoffharzen ohne Graphen bereits bekannte Reaktionen auslösen, die auf ein Gesundheitsrisiko hinweisen. Nach Kontakt mit den Rückständen der Graphen-Nanoplättchen gab es darüber hinaus aber keine Hinweise auf akute Schädigungen der Lungenzellen, wie etwa Entzündungsreaktionen, oxidativer Stress oder das Absterben von Zellen.
In einer früheren Studie hatten Empa-Forscher bereits zeigen können, dass die Gesundheitsrisiken von Graphen-Staub, der durch Abrieb aus Polymerverbundstoffen entsteht, zu vernachlässigen sind. Die Auswirkungen einer anhaltenden Belastung mit Graphen-Nanopartikeln soll nun in langfristigeren Studien untersucht werden.
Empa / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
W. Netkueakul et al.: Airborne emissions from combustion of graphene nanoplatelet/epoxy composites and their cytotoxicity on lung cells via air-liquid interface cell exposure in vitro, NaoImpact 27, 100414 (2022); DOI: 10.1016/j.impact.2022.100414 - Particles-Biology Interactions Lab (P. Wick), Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, St. Gallen, Schweiz