Energieforschung auf neuen Wegen
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Die Bereitstellung und Nutzung von Energie in der Zukunft ist eine zentrale Herausforderung unserer Gesellschaft. Dieses Thema greifen das Forschungszentrum Jülich, die Westfälische Wilhelms-Universität Münster und die Universität Siegen durch eine neue Forschungskooperation auf. Die drei Partner erforschen das Thema Energie aus sozial- und kultur- sowie aus ingenieur- und naturwissenschaftlicher Sicht und damit interdisziplinär. Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW (MIWF) unterstützt den Forschungsverbund durch eine Förderung in Höhe von 500.000 Euro für drei Jahre.
„Das ist eine einzigartige Kooperation. Wir brauchen diesen interdisziplinären Forschungs-Ansatz, denn die Herausforderungen unserer Gesellschaft sind ebenso interdisziplinär. Wir benötigen nicht nur technologische und juristische Einordnungen, sondern auch soziale und ethische. Ich hoffe, dass diese Kooperation auf diesem Niveau beispielgebend ist“, sagte Wissenschaftsministerin Svenja Schulze bei der feierlichen Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung in der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste in Düsseldorf.
Seitens der Uni Münster wird der Lehrstuhl für Praktische Philosophie die gesellschaftlichen und normativen Aspekte der Energiewende und Energieversorgung erforschen. Das Forschungskolleg „Zukunft menschlich gestalten“ der Uni Siegen wird sozial- und geisteswissenschaftliche Fragen zum Umbau des Energiesystems erörtern. Das Institut für Energie- und Klimaforschung des Forschungszentrums Jülich befasst sich mit Fragen zur Analyse und Bewertung technologischer Entwicklungen und der Wechselwirkung solcher Entwicklungen mit Wirtschaft und Gesellschaft.
Die Tagung „Zwischen Technik und Gesellschaft. Energieverantwortung: ihre Umbrüche, ihre Perspektiven“ gab den Startschuss für die neue Kooperation. „Der Weg zu erneuerbaren Energiesystemen ist mit gravierenden Veränderungen verbunden. Es ist höchste Zeit, dass sich die beteiligten Fachdisziplinen zusammenfinden und gemeinsam forschen“, sagte Prof. Harald Bolt, Vorstandsmitglied des Forschungszentrums Jülich. Die Entwicklung von energieeffizienteren Fahrzeugen nützt wenig, wenn Verbraucher ihr bisheriges Fahrzeug gegen ein größeres tauschen – und somit mehr verbrauchen. Ministerin Schulze berichtete von Kühlschränken, die durch energiesparende Modelle ersetzt werden sollten, anschließend aber im Keller weiter genutzt werden, um Getränke zu kühlen. Schulze setzte als Ziel: „Wir möchten Lösungen, die in den Köpfen der Menschen ankommen.“
Einen ersten Einblick in mögliche Forschungsthemen gab Prof. Carl Friedrich Gethmann (Universität Siegen) mit seinem Festvortrag zum Thema „Globale Energiegerechtigkeit – eine konkrete Utopie“. Darin wies Prof. Gethmann auf die vielfältigen Ausgangslagen der Nationen hinsichtlich ihrer Bodenschätze hin, woraus sich unterschiedliche Bemühungen hinsichtlich des Klimaschutzes ableiten. „Was weltweit im Bereich des Klimaschutzes passiert, ist völlig offen. Wie verhält sich Belgien, wie China? Das ist die Stunde der Wissenschaft. Wir möchten faktenbasiert Impulse und Anregungen geben. In diesem Prozess müssen wir versuchen, die Gesamtlage zu beurteilen“, sagte Prof. Gethmann.
Nach der Unterzeichnung des Kooperationsvortrags beleuchteten drei Impuls-Vorträge die interdisziplinäre Herangehensweise der Projektpartner an das Thema Energie. Prof. Bolt fasste den Status quo in der Energieforschung zusammen und sprach über aktuelle Forschungsfelder wie beispielsweise Photovoltaik-Anlagen oder Batteriespeicher. „Viele dieser Themen werden in drei, vier oder fünf Jahren heiß werden“, sagte Prof. Bolt. Gelingt beispielsweise die Erforschung einer Alternative zu aktuellen Lithium-Ionen-Akkus, könnten Elektrofahrzeuge mit einer Ladung zeitnah bis zu sechshundert Kilometer weit fahren.
Anschließend sprach Prof. Jürgen-Friedrich Hake aus Jülich über „Natürliche Ressourcen zwischen leitbildorientiertem Handeln und regelbasiertem Management“ und bildete soziale und politische Aspekte des Energie-Themas ab. „Allein technische Lösungen können ein Problem nicht lösen. Wir müssen in der Politik zu anderen Entscheidungsprozessen kommen. Dafür müssen wir uns fragen, welche Werte uns wichtig sind“, sagte Prof. Hake.
Wie verschieden die Fachgebiete der Kooperationspartner sind, zeigte Prof. Michael Quante von der WWU in seinem abschließenden Vortrag über „Verantwortbarkeit und Zumutbarkeit/Akzeptabilität“. „Für wen handeln wir? Für unsere Kinder, Enkelkinder, für Menschen in fünfhundert Jahren? Wir müssen klären, welche Maßnahmen zumutbar sind und akzeptiert werden. Wir werden unsere Probleme nur über Bildung lösen können, daher müssen wir diesen Diskurs möglichst breit zugänglich machen“, sagte Prof. Quante und fasste zusammen: „In dieser Kooperation forschen Philosophen, Ingenieure und Sozialwissenschaftler zusammen. Interdisziplinarität wird groß gedacht.“
U. Siegen / FZJ / OD