15.11.2019

Elektronenmikroskopiker und Brückenbauer

Am 15. November wäre der Physiker Heinz Bethge, ehemaliger Leopoldina-Präsident und DPG-Ehrenmitglied, 100 Jahre alt geworden.

Heinz Bethge (1919 – 2001) war einer der profiliertesten Physiker in Deutschland, Direktor des Akademie-Instituts für Festkörperphysik und Elektronenmikroskopie in Halle und langjähriger Präsident der Leopoldina. Der Begriff der „Abbildenden Oberflächenanalytik“ ist mit seinem Namen verbunden.

Am 15. November wäre Bethge 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass veranstalten die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Heinz-Bethge-Stiftung für angewandte Elektronenmikroskopie am 22. November in Halle ein Festkolloquium zu seinen Ehren. Den Festvortrag hält Knut Urban, ehemaliger Direktor des Instituts für Mikrostrukturforschung des Forschungszentrums Jülich und DPG-Präsident von 2004 bis 2006. Im Rahmen des Festkolloquiums werden zudem die Wissenschaftspreise der 2011 gegründeten Bethge-Stiftung verliehen.

 

Heinz Bethge (1919 – 2001) (Foto: Bethge-Stiftung)
Heinz Bethge (1919 – 2001) (Foto: Bethge-Stiftung)

Heinz Bethge wurde am 15. November 1919 in Magdeburg geboren. Er studierte, unterbrochen durch den Kriegsdienst von 1939 bis 1942 an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg und nach dem Krieg an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Bereits in seiner Promotion (1954) befasste er sich mit der Entwicklung der Elektronenmikroskopie und ihrer Anwendung in der Festkörperphysik. In diesem Arbeitsgebiet, dem er treu blieb, liegen seine bleibenden wissenschaftlichen Verdienste.

Dazu zählt die von ihm kreierte analytische Elektronenmikroskopie. 1960, im Jahr seiner Habilitation, wurde Heinz Bethge zum Professor ernannt und gründete die Arbeitsstelle für Elektronenmikroskopie in Halle, aus der das Institut für Festkörperphysik und Elektronenmikroskopie der Akademie der Wissenschaften der DDR wurde, das er mit großem persönlichen Einsatz aufbaute und 25 Jahre – bis zu seiner Emeritierung 1985 – leitete und zu internationalem Ansehen verhalf. Aus diesem Institut ist nach der Wiedervereinigung das Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik hervorgegangen und der Grundstock für das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS gelegt worden.

Mit den von ihm weiterentwickelten elektronenmikroskopischen Techniken lassen sich kritische oberflächenphysikalische Größen, wie Diffusionslängen atomarer oder molekularer Bausteine oder die Beweglichkeit atomarer Baufehler erfassen. Seine Grundlagenuntersuchungen zu Fragen der Adsorption und der Epitaxie an Grenzflächen und dünnen Schichten sind auch in die angewandte Forschung eingeflossen, beispielsweise um Fragen der Festkörperelektronik zu klären.

Von 1974 bis 1990 hat Bethge als Präsident der Deutschen Akademie für Naturforscher Leopoldina entscheidend zur Förderung der Wissenschaft beigetragen und sich insbesondere im gesamtdeutschen Rahmen engagiert. „Das Zusammenwachsen der Wissenschaftler aus Ost und West – sowohl im universitären wie auch im außeruniversitären Bereich – lag ihm besonders am Herzen, und er hat sich hierfür mit all seiner Kraft, auch innerhalb der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, eingesetzt“, heißt es im Nachruf auf Bethge in den Physikalischen Blättern.

Zu den vielen Ehrungen von Heinz Bethge gehören die Gustav-Hertz-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft der DDR (1987), die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Elektronenmikroskopie (1989), das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern (1992), der Nationalpreis der Nationalstiftung (1999) und die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (2000).

Leopoldina / Heinz-Bethge-Stiftung / Alexander Pawlak

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