Dünne Metaoberflächen statt dicker Linsen
Erstmals Metaoberfläche mit einem Durchmesser von fast dreißig Zentimetern hergestellt.
Metaoberflächen können dazu beitragen, optische Systeme künftig dünner zu bauen – bei gleichzeitiger Erhöhung der Funktionalität. Das Problem: Herkömmliche Verfahren zur Herstellung konnten bisher oft nur kleine Metaoberflächen, häufig kleiner als ein Quadratmillimeter, realisieren. Forschern des Fraunhofer-Instituts für angewandte Optik und Feinmechanik ist es jetzt erstmals gelungen, mithilfe der Elektronenstrahllithografie eine Metaoberfläche mit einem Durchmesser von fast dreißig Zentimetern herzustellen – ein Weltrekord.
In Wissenschaft und Forschung kommen Metaoberflächen schon länger zum Einsatz. Allerdings sind die Bauteile hier oft nur einige Quadratmillimeter groß. Für die akademische Forschung ist das ausreichend, für viele industrielle Anwendungen aber nicht und erst recht nicht, um künftig eine reale Alternative zur klassischen Linse zu werden. Das Team hat sich daher der Frage gewidmet, wie sich die innovativen Metaoberflächen in größerem Maßstab realisieren lassen.
Der Meilenstein gelang den Forschern mithilfe der Elektronenstrahllithografie. „Für die Herstellung unserer Metaoberfläche haben wir eine spezielle Schreibstrategie der Elektronenstrahllithographie genutzt, die Character-Projection“, erklärt Uwe Zeitner vom Fraunhofer-IOF. Die Character-Projection ist eine Methode, bei der ein Muster in kleinere Einheiten aufgeteilt wird. Anschließend wird ein Elektronenstrahl verwendet, um jedes dieser kleinen Muster nacheinander auf einer Oberfläche zu erzeugen. Das ermöglicht die Herstellung komplexer Strukturen mit hoher Präzision und Effizienz. »
„Mithilfe der Character-Projection lassen sich sehr hochaufgelöste Strukturen parallelisiert mit vergleichsweiser hoher Geschwindigkeit belichten. Das ist für die Elektronenstrahllithographie ungewöhnlich“, so Zeitner. Herkömmliche lithografische Techniken für die Herstellung größerer Strukturen stoßen oft an ihre Grenzen. „Durch die kleinen Strukturdimensionen unterhalb der Wellenlänge eignet sich die hochauflösende Elektronenstrahllithographie grundsätzlich sehr gut für die Herstellung von Meta-Strukturen“, so der Forscher. „Allerdings ist diese Technologie relativ langsam, so dass bisher im Wesentlichen nur Elemente mit relativ kleinen Flächen damit realisiert wurden – vorrangig in der Größenordnung von wenigen Quadratmillimetern. Bei größeren Flächen erreicht die Belichtungszeit sehr schnell unrealistisch große Werte.“
Durch den Einsatz der Character-Projection konnten die Wissenschaftler jetzt sowohl die hohe Auflösung der Elektronenstrahllithographie als auch die große Elementfläche adressieren, ohne dass die Belichtungszeit explodiert ist. Die Forscher zeigen damit, dass die Elektronenstrahllithographie ein Verfahren für die Herstellung von mikro- und nanooptischen Strukturen auf großen Flächen sein kann.
Die neue Fertigungstechnologie kann dazu beitragen, optische Systeme künftig deutlich dünner zu bauen. Diese Technologie kann abbildende optische Systeme revolutionieren, denn damit wird es möglich, die Baugröße von Systemen zu reduzieren bei gleichzeitiger Steigerung ihrer optischen Funktionalität. „Solche großen Metaoberflächen sind insbesondere für kompakte Optiken vorteilhaft, in denen auf kleinem Raum große Ablenkwinkel benötigt werden“, betont Zeitner. „Das ist zum Beispiel in Virtual-/Augmented-Reality-Brillen der Fall. Auch bei sehr kleinen Optiken im Smartphone lassen sich mit solchen Ansätzen vorteilhafte Bauformen realisieren.“ Weitere Anwendungspotenziale liegen in der hochaufgelösten Spektroskopie oder in computergenerierten Hologrammen.
Fh.-IOF / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
U. D. Zeitner, M. Banasch & M. Trost: Potential of E-beam lithography for micro- and nano-optics fabrication on large areas, J. Micro/Nanopatterning, Mat. Metr. 22, 041405 (2023); DOI: 10.1117/1.JMM.22.4.041405 - Mikro- und nanostrukturierte Optik, Fraunhofer-Institut für angewandte Optik und Feinmechanik, Jena