Der Klang des Lichts
Wie verdrehtes Licht stabile Schallwellen erzeugt.
Werden Laserstrahlen in hohlen Kristallfasern auf eine schraubenförmige Achterbahn geschickt, erzeugen sie akustische Wellen: Aus Lichtwellen werden Töne – die allerdings unhörbar für Menschen sind. Dabei wird ein Teil des Lichts zurückgeworfen und ändert schlagartig seine Drehrichtung. Diesen verblüffenden Effekt haben jetzt Forscher des MPI für die Physik des Lichts experimentell nachgewiesen. Das Phänomen eröffnet Wege zu neuen Anwendungen in der Quantenoptik, Sensorik und Navigation.
Die Wissenschaftler haben spezielle photonische Kristallfasern hergestellt, die dünner als ein menschliches Haar sind und in deren Inneren sich zahlreiche winzige Hohlräume befinden, die umeinander verdreht sind. In ihnen zeigen infrarote Laserstrahlen, die kreisförmig polarisiert sind und sich damit mit einer genau definierten Drehbewegung ausbreiten, ein ganz besonderes Verhalten: Ab einer bestimmten Lichtstärke beginnt der Kern der Fasern zu vibrieren. Diese akustischen Wellen schwingen stabil rund zehn Milliarden Mal pro Sekunde auf und ab. Derartige Effekte nennen Physiker Brillouin-Streuung.
„Gleichzeitig wird ein Teil des Lichts in der Faser zurückgeworfen und kehrt auf einmal seine Drehbewegung um“, erklärt Xinglin Zeng vom MPL. „Das Phänomen eröffnet ein völlig neues Forschungsfeld“, ergänzt Birgit Stiller, Leiterin der Gruppe Quanten-Optoakustik am MPL. Mit seiner Hilfe könnten künftig Laser-Gyroskope zur Lagebestimmung etwa eines Smartphones, optische Pinzetten oder quantenoptische Schaltungen entwickelt werden.
MPL / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
X. Zeng et al.: Stimulated Brillouin scattering in chiral photonic crystal fiber, Phot. Res. 10, 711 (2022); DOI: 10.1364/PRJ.443706 - Quanten-Optoakustik (B. Stiller), Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts, Erlangen