50 Jahre unendliche Weiten
Die Science-Fiction-Serie „Star Trek“ feiert 50. Geburtstag. Auch die Wissenschaft hat dort ihre Spuren hinterlassen.
Am 8. September 1966 startete im amerikanischen Fernsehen das Raumschiff Enterprise seine Reise durch die unendlichen Weiten des Weltraums, um „neues Leben und neue Zivilisationen“ zu erforschen. Der Schöpfer von „Star Trek“, Gene Roddenberry, wäre sicherlich darüber erstaunt gewesen, dass die Reise der Enterprise auch nach fünfzig Jahren weiter geht. Die beiden Hauptfiguren Captain Kirk und vor allem der Vulkanier Spock gehören mittlerweile zu den Ikonen der Popkultur.
Abgesehen vom medialen Erfolg der Serie, die auch den Sprung in die Kinos schaffte und zuletzt eine Wiederbelebung der alten Crew in einem Paralleluniversum erlebte, hat Star Trek immer wieder Kontakt zur Welt der Wissenschaft gesucht und umgekehrt. Von Beginn an zog Gene Roddenberry wissenschaftliche Berater hinzu, um die futuristische Technik und Wissenschaft an Bord der Enterprise plausibel erscheinen zu lassen. Erster Berater war der Elektroingenieur Harvey P. Lynn, dem unter anderem die Erfindung des Begriffs „Phaser“ zugeschrieben wird. Andre Bormanis, wissenschaftlicher Berater späterer Fortsetzungen wie „The Next Generation“, „Deep Space Nine“ und „Voyager“, schrieb 1998 sogar ein offizielles Begleitbuch („Star Trek Science Logs“), das die wissenschaftlichen Hintergründe der Star-Trek-Serien beleuchtete.
Die Popularität der originalen Serie brachte die Crew der Enterprise sogar in Kontakt mit der NASA, die das erste Space Shuttle 1976 nicht wie geplant „Constitution“, sondern aufgrund der Initiative tausender Star-Trek-Fans „Enterprise“ taufte. Der deutsch-amerikanische NASA-Wissenschaftler Jesco von Puttkammer wurde kurze Zeit später sogar wissenschaftlicher Berater für den ersten Kinofilm. Er erklärte Gene Roddenberry unter anderem die Eigentümlichkeiten von Wurmlöchern im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie, und wie sich diese von Schwarzen Löchern unterscheiden.
Der Physiker Miguel Alcubierre von der University of Wales entwickelte 1994 sogar eine Theorie, wie der überlichtschnelle Warp-Drive des Raumschiffs Enterprise funktionieren könnte. Die faszinierende Spekulation hatte nur einen Nachteil: Sie benötigte eine bislang unbekannte Form „negativer Energie“. Im Jahr darauf legte der amerikanische Kosmologe Lawrence Krauss das erste populärwissenschaftliche Buch über die Physik von Star Trek vor.
Hierzulande beschäftigen sich der Physiker Metin Tolan von der Universität Düsseldorf und der Elektrotechniker Hubert Zitt von der Hochschule Karlsruhe besonders intensiv mit den naturwissenschaftlichen Aspekten von Star Trek. Diese sind in einigen Fällen gar keine reine Zukunftsmusik mehr. So kommen die „Klasse-M-Planeten“, auf denen Menschen leben können, mittlerweile ins Blickfeld der Exoplaneten-Forschung. Hier könnte es bald möglich sein, zumindest die Signaturen für lebensfreundliche Bedingungen nachzuweisen. Und das „Beamen“ hat immerhin in Form der quantenmechanischen Teleportation Eingang in die physikalische Forschung gefunden.
Star Trek brachte auch die Schauspieler in Kontakt mit der Wissenschaft. So flog Nichelle Nicholls, die Kommunikationsoffizierin der ersten Enterprise-Crew, im September 2015 als Gast an Bord des Flugzeugobservatoriums SOFIA mit. Robert Ricardo, der den holographischen Doktor an Bord des Raumschiffs Voyager spielte, ist sogar Mitglied im Vorstand der „Planetary Society“. Diese gemeinnützige Organisation, die 1980 vom Astronomen Carl Sagan gegründet wurde, setzt sich für die Erforschung des Sonnensystems ein.
Am 27. Februar 2015 trauerten Star-Trek-Fans weltweit um den kanadischen Schauspieler Leonard Nimoy. Er verkörperte auf unnachahmliche Weise den Vulkanier Spock und machte ausgerechnet den Wissenschaftsoffizier der Enterprise zur populärsten Figur der Serie. Nimoy spielte seine Rolle zuletzt 2013 im Film „Star Trek Into Darkness“. Für Anfang 2017 ist sogar eine neue Serie angekündigt: „Star Trek Discovery“ soll zehn Jahre vor den Abenteuern von Captain Kirk und seiner Crew spielen. Die Abenteuer von Star Trek bleiben bei allem kommerziellen Rummel, um es mit Spock zu sagen, hoffentlich auch in Zukunft, wenn schon nicht immer logisch, dann wenigstens faszinierend.
Alexander Pawlak