03.12.2024

100 Qubits für Jülich

Forschungszentrum erhält neuen Quantencomputer auf der Basis neutraler Atome.

Das Jülich Supercomputing Centre (JSC) am Forschungs­zentrum Jülich hat Mitte November einen 100-Qubit-Quantencomputer des Unternehmens Pasqal erhalten. Pasqal gilt als ein weltweit führender Anbieter von Quanten­computing-Systemen auf der Basis neutraler Atome. Der neue Quanten­computer wurde als Teil des Projekts HPCQS von EuroHPC JU angeschafft und soll mit dem Supercomputer Jureca DC am JSC gekoppelt werden. Forschende können damit auf hybride Rechen­ressourcen bestehend aus klassischen Supercomputern und Quanten­computern zugreifen, um komplexe Heraus­forderungen zu bewältigen.

Abb.: Thomas Lippert, Leiter des JSC am Forschungszentrum Jülich, Kristel...
Abb.: Thomas Lippert, Leiter des JSC am Forschungszentrum Jülich, Kristel Michielsen, Leiterin JUNIQ & Quantum Computing am JSC und Georges-Olivier Reymond, CEO und Mitbegründer von Pasqal vor dem neuen Quantenrechner.
Quelle: J. Gellinek, FZJ

Die Bereitstellung des Quantencomputers ist ein wichtiger Meilenstein im HPCQS-Projekt der europäischen Partnerschaft EuroHPC JU. Die Initiative „High Performance Computer and Quantum Simulator Hybrid“ hat zum Ziel, die Integration von Quantensystemen in die europäische Super­computing-Infrastruktur voranzutreiben und neue leistungs­starke Ressourcen für die Lösung komplexer Optimierungs­probleme zu schaffen. Die unterstützten Anwendungen kommen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Arzneimittel­entwicklung, Lieferketten­management, Planung von Funknetzen, intelligentes Aufladen autonomer Fahrzeuge, Handels- und Finanzdienst­leistungen sowie Cyber­sicherheit. Darüber hinaus kann die Rechenleistung der Pasqal Quantum Processing Unit, kurz QPU, für Simulationen in Physik und Chemie sowie für Quanten-Maschinenlernen genutzt werden. 

Das neue Gerät erweitert die Jülich Unified Infrastructure for Quantum computing, kurz Juniq. Die vom JSC betriebene öffentliche Nutzer­infrastruktur für Quantencomputer bietet Wissenschaft und Industrie Zugang zu modernsten Quanten­computern und fördert so den frühzeitigen Einstieg in das Quanten­computing. Das HPCQS-Projekt wird vom European High Performance Computing Joint Undertaking, kurz EuroHPC JU, und den sechs europäischen Ländern Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Österreich und Spanien getragen. HPCQS wird vom JSC koordiniert und zielt darauf ab, zwei Pasqal-Quanten­computer, die jeweils mehr als 100 Quantenbits steuern, in zwei bestehende Supercomputer zu integrieren. 

Der erste Quantencomputer wurde vor vier Monaten an das französische Super­computing-Zentrum GENCI/CEA geliefert und wird dort in den Joliot-Curie-Super­computer integriert, während der zweite Quantencomputer, der zu gleichen Teilen von EuroHPC JU und dem deutschen Bundes­ministerium für Bildung und Forschung finanziert wird, nun an das JSC geliefert wurde. 

Pasqals Quanten­computer funktionieren nach dem Prinzip eines analogen Computers. Solche Quantensysteme haben das Potenzial, komplexe Berechnungen und Analysen durchzuführen, die mit klassischen Computern schwer oder gar nicht möglich sind. Dazu gehört beispiels­weise die Lösung quanten­mechanischer Vielteilchen­systeme, welche die Eigenschaften vieler miteinander wechsel­wirkender Teilchen beschreiben. Die Idee: Es wird ein künstliches Quantensystem geschaffen, dessen Merkmale auf Teilaspekte des zu untersuchenden Systems übertragbar sind. Dies ermöglicht es Wissenschaftler:innen, die komplexen Eigenschaften und Dynamiken des Systems in einer kontrollierten Umgebung genauer zu studieren.

Die Technologie von Pasqal basiert auf Neutralatomen. Diese Atome wechselwirken nur gering mit elektro­magnetischen Feldern in der Umgebung – eine wichtige Voraus­setzung für stabile Quanten­berechnungen. Die Atome werden mit Laserlicht gefangen und manipuliert, um hochpräzise Quanten­operationen zu ermöglichen. Zudem lassen sich Neutralatome relativ einfach in großen Feldern anordnen, so dass sich das Quantensystem leichter erweitern lässt.

FZJ / JOL

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