10.12.2024

­Gerade Gedanken – schiefe Gedanken

Rudi Schweikert: ­Gerade Gedanken – schiefe Gedanken. Gesammelte Studien aus 45 Jahren zu Kurd Laßwitz und seinem Werk, ­Verlag Dieter von ­Reeken, Lüneburg 2024, geb., 400 S., 25 Euro, ISBN 9783788686550

Rudi Schweikert

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Kurd Laßwitz (1848 – 1910) dürfte am ehesten für seinen großen Mars-­Roman „Auf zwei Planeten“ bekannt sein. Der erschien 1897, im selben Jahr wie „War of the Worlds“ von H. G. Wells. Während der Brite eine Mars-Zivilisation schildert, welche die Menschheit auslöschen will, erweisen sich die vom Mars stammenden Numen als technisch wie moralisch höherentwickelt. Laßwitz war im Gegen­satz zu Wells kein Berufsschriftsteller, sondern jahrzehntelang Gymnasiallehrer in Gotha. Seine höheren akademischen Ambitionen blieben unerfüllt. Dafür schrieb er neben dem oft ungeliebten Schuldienst wissen­schaftliche Aufsätze und Mono­grafien, ­Essays und mit den Jahren bevorzugt Kurzgeschichten und Romane, die zu den Pionierwerken der spekulativen Literatur gehören, die wir heute als Science-Fiction kennen.

Der beste Kenner von Laßwitz und dessen Werk dürfte der studierte Germanist Rudi Schweikert sein. Der hier vorliegende Band erscheint genau wie die Neuauf­lagen des Werks von Laßwitz im Verlag von Dieter von Reeken und versammelt Schweikerts gesammelte Laßwitz-Studien aus 45 Jahren, die er zumindest teilweise­ auf den neuesten Stand bringen konnte,­ bevor er kurz nach dem Erscheinen mit 78 Jahren verstarb.

Wer den von Kant geprägten und humanistisch – oft genug auch humoristisch – gesonnenen Laßwitz und seine Zeit kennenlernen möchte, dem empfehle ich diesen Band. Laßwitz ist sicherlich kein sprachlicher Erneuerer, sein Stil ist den Konventionen der Kaiserzeit verhaftet. Aber Schweikert zeigt, was sich von seinen Werken auch heute noch lohnt zu lesen. Darüber hinaus breitet er auch die zeitgenössischen Hintergründe aus, speziell zu Laßwitz’ Opus magnum „Auf zwei Planeten“, inklusive eines ausführlichen Bildteils.

Die Rezeption von Laßwitz nahm mit der Machtergreifung der Natio­nalsozialisten ein jähes Ende, eine richtige Renaissance blieb ihm auch verwehrt, als „Auf zwei Planeten“ nach fast vier Jahrzehnten Unterbrechung wieder ungekürzt neu aufgelegt wurde. Wer das vielseitige Werk von Kurd Laßwitz erkunden möchte,­ der erhält mit Schweikerts Buch den richtigen Führer. Das enthält auch eine hilfreiche Bibliografie der Primär- und Sekundärliteratur. Für alle, die noch weiterreichende Informationen suchen, empfiehlt sich der großzügig bebilderte Band „Kurd Laßwitz : Eine illustrierte Bib­liografie seiner Werke 1868–2019“, ebenfalls erschienen im Verlag Dieter von Reeken.

Alexander Pawlak


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