26.09.2024

Blühende Landschaften

Ingolf Volker Hertel: Blühende Landschaften – Wie die Wissenschaft vereinigt wurde, epubli 2024, brosch., 756 Seiten, 41 Euro, ISBN 9783759814449; PDF: https://bit.ly/3ZumkaD

Ingolf Volker Hertel

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„Blühende Landschaften“ – das erinnert an das bislang nicht realisierte Versprechen des Kanzlers Helmut Kohl nach der Wiedervereinigung. Hertel bezieht diese Worte auf die Wissenschaft, insbesondere auf die Entwicklung in Adlers­hof im Süden von Berlin. Wer, wie der Autor dieser Zeilen, diese Entwicklung über Jahrzehnte verfolgt hat, der kann Hertel nur zustimmen: Im Bereich der Wissenschaft sind die blühenden Landschaften Wirklichkeit geworden; getrieben von anfangs verwegen erscheinenden Visionen und nach schmerzhaften Reformprozessen.
Es gibt wohl nur wenige Personen, die diese Entwicklung ab Anfang der 1990er-Jahre über fast zwei Jahrzehnte so eng begleitet und geprägt haben, wie der Autor dieses Buches. Dank seiner tiefen Einblicke kann er die Details der Prozesse mit vielen Stolpersteinen und Hindernissen, aber auch mit vielen engagierten Unterstützern aus Politik und Wissenschaft, so spannend darstellen. Hertel betont, dass er die Entwicklung aus seiner persönlichen Sicht und Erfahrung als Gründungsdirektor des Max-Born-Instituts (MBI) schildert, basierend auf seinen Erinnerungen, eigenen Tage­buchnotizen und einem umfangreichen Archiv an Protokollen und Gesprächsnotizen.

Die ersten drei Kapitel konzentrieren sich auf die Entwicklung von der Wiedervereinigung bis zur Einweihung des MBI im Oktober 1993. Weitere Kapitel befassen sich mit dem Werden dessen, was heute als „Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Berlin-Adlershof (WISTA)“ bekannt ist, eingebettet in die Entwicklung im Bereich Berlin-Potsdam, inklusive des Umzugs naturwissenschaftlicher Bereiche der Humboldt-Universität nach Adlershof. Bundesweite Auswirkung hatte die in einem eigenen Kapitel geschilderte Transformation der „Wissenschaftsgemeinschaft Blaue Liste“ in die „Leibniz-Gemeinschaft“, deren erster Präsident Hertel war.

Ein weiteres Kapitel befasst sich mit den 16 Monaten Ende der 1990er-Jahre, in denen Hertel als Staatssekretär beim Wissenschaftssenator wirkte. Dieser Abschnitt vermittelt interessante Einblicke in die Realität des Alltags eines (Wissenschafts-)Politikers.

Die dargestellten wissenschafts­politischen Entwicklungen sind komplex, mit vielen ineinander verzahnten Entwicklungssträngen. Hertel gelingt es, diese Stränge sprachlich sehr gut zu schildern und so weit zu entwirren, dass man dem folgen kann. Belebt wird der Text durch optisch hervorgehobene Einschübe von Zitaten und Auszügen aus Briefen, Dokumenten oder Gesprächsprotokollen. Wer sich für Details dieser Dokumente interessiert, findet diese in einem ca. 150-seitigen Anhang. In der (kostenlosen) Online-Ausgabe sind diese Anhänge sowie Informationen zu involvierten Personen aus dem Text heraus durch Links leicht zugänglich.

Der Inhalt wird dem Titel des Buches gerecht. Der Text erläutert eindrucksvoll mit vielen interessanten Einblicken am Beispiel Adlershof und der Leibniz-Gemeinschaft, „wie die Wissenschaft vereinigt wurde“. Es handelt sich um eine sehr empfehlenswerte Lektüre – nicht nur für diejenigen, die mit der Wissenschaft in Berlin, insbesondere in Adlers­hof, verbunden sind, sondern für alle, die sich für Wissenschafts­politik „im richtigen Leben“ interessieren. Deutlich wird, was unerlässlich ist: hohes persönliches Engagement, die Bereitschaft auch zu unbequemen Entscheidungen, die Entwicklung von Netzwerken und die Beharrlichkeit bei den Versuchen, Widerstände zu überwinden. Eine lohnende, in Teilen spannende Lektüre.

Prof. Dr. Klaas Bergmann, TU Kaiserlautern

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